Samstag, 17. Oktober 2015

Gelesen: "Mein zauberhaftes Café" von Jana Seidel


Coverbild freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt

Titel: Mein zauberhaftes Café
Autorin: Jana Seidel
Taschenbuch, Broschur
256 Seiten
ISBN: 978-3-442-47816-3
Preis: € 8,99 [D], € 9,30 [A], CHF 12,50
Verlag: Goldmann

Klappentext:
Alexandra ist Steuerberaterin, Kontrollfreak und mit ihrem geregelten Leben in Hamburg zufrieden. Doch dann verliert sie ihren Job und erfährt, dass ihr Freund fremdgeht. Als sie kurz vor ihrem 30. Geburtstag völlig überraschend das alte Café ihrer Tante Effie im Harz erbt, trifft sie eine verzweifelte Entscheidung: Sie nimmt das Erbe an. Es gibt nur einen klitzekleinen Haken – Alexandra hat keine Ahnung vom Backen. Zum Glück gibt es Effie, die sich noch längst nicht bereit fürs Jenseits fühlt. Als Geist zeigt sie Alexandra nicht nur, wie man süße Versuchungen zubereitet, sondern auch, wie man das Leben und die Liebe genießt ...

Meine Meinung:
Der Roman hält einerseits, was das Cover verspricht, nämlich Törtchen-Chick-Lit vom Feinsten, andererseits überrascht er, weil er nicht so klebrig süß daherkommt. Dabei nimmt er das eigene Genre sogar gelegentlich auf die Schippe. Die Heldin ist vor allem anfangs sehr spröde und sarkastisch. So rutscht die Geschichte nie ins Kitschige ab und es gibt immer wieder überraschende Wendungen, meist ins Komische.
Jana Seidel erzählt das inzwischen nicht mehr ganz neue Thema "Frau verliert plötzlich Job, Mann und Wohnung, ändert daraufhin ihr Leben radikal und stellt fest, dass sie vorher gar nicht glücklich war, jetzt aber dafür umso mehr" in einem interessanten Rhythmus. Der Stil erinnert mich dabei ein wenig an Jonathan Tropper (Statt Geburtstagstorte gibt es hier Plüschhandschellen und eine Kotz-Vase, da musste ich schallend lachen).
Gleichzeitig gibt es jeden Tag To-Do-Listen wie bei Bridget Jones. Allerdings habe ich da anfangs gedacht, die durchgestrichenen Punkte hätte die Heldin gestrichen, also nicht erledigt. Häkchen wären da vielleicht besser gewesen. (Es ist übrigens auch im echten Leben besser, erledigte Punkte abzuhaken, anstatt sie durchzustreichen. Nur mal so als Tipp am Rande.)
Die Geistertante erinnert ein wenig an Sophie Kinsellas "Twenties Girl", allerdings ist sie viel sympathischer. Und die Backaktionen mit ihr schmecken nach dem Film "Ratatouille".

Leider ist das Buch schlecht lektoriert:
  • Man erfährt relativ lange nicht, wie die Ich-Erzählerin heißt und wo sie wohnt. Erst auf Seite 19 erfahren wir den Nachnamen, auf Seite 21 den Vornamen und auf Seite 28 ist vom Segeln auf der Alster die Rede, auf Seite 31 werden die Harburger Berge bei Hamburg erwähnt, also lebt sie wohl in Hamburg. Ich habe kein Problem damit, wenn eine Geschichte in einem fiktiven Ort spielt oder wenn der Ortsname konsequent nicht genannt wird (so wie z.B. die legendäre Millionenstadt bei TKKG), aber gewisse Basics sollten auf den ersten fünf bis zehn Seiten gesagt werden.
  • A propos Seite 31, dort gibt es einen lustigen Schreibfehler: "Im Tal liegen mehrere Gewässer umgeben von dichtem Schilf, um das die dichten Schwaben wabern." Und ich dachte, dichte Schwaben gibt es vor allem in Berlin-Prenzelberg. Höhöhö!
  • Im Übrigen, muss man das Attribut "dicht" unbedingt zweimal so nah hintereinander benutzen?
  • Auf Seite 120 ist die Heldin zu müde, um noch einen Film zu sehen, aber auf Seite 168 heißt es, dass sie noch keinen Fernseher hat.
  • Andauernd lassen sich die Leute auf Stühle, Sofas oder Sessel fallen, anstatt sich einfach nur hinzusetzen. Sie schlagen sich auch ständig mit der Hand an die Stirn und reißen gespielt dramatisch die Augen auf. Ab und zu ist das ja vielleicht passend, aber mir war es zu viel. Allerdings kann das auch eine allgemeine Modeerscheinung sein, denn zumindest das Stirnklatschen und auf-Stühle-fallenlassen ist mir auch bei einigen anderen Büchern in der letzten Zeit aufgefallen.
  • Dann gibt es noch diverse Schreibfehler, fehlende Punkte und überflüssige Kommas.
Klar, das alles kann einer Autorin natürlich passieren, beim Schreiben wird man schnell betriebsblind. Aber gibt es da kein Lektorat?

Fazit: 
Die Geschichte und der Stil haben mir sehr gut gefallen, nur in der Haltungsnote gibt es von mir Punktabzug.

Tipp:
Auf der Homepage des Verlages gibt es eine 21-seitige Leseprobe.


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