Mittwoch, 30. September 2020

Gehört/gelesen: "Fräulein Gold - Scheunenkinder" von Anne Stern

 





Autorin: Anne Stern
Titel: Fräulein Gold. Scheunenkinder
Reihe: Fräulein Gold, Band 2
Sprecherin: Anna Thalbach
Argon Verlag
Laufzeit: 6 Stunden 51 Minuten
1 MP3- CD im Digifile
Autorisierte Lesefassung
ISBN 978-3-8398-1813-8
Erscheinungstermin: 13. Oktober 2020
Preis: 19,95 €


Klappentext:
Berlin, 1923. Hebamme Hulda Gold wird zu einer Geburt ins Scheunenviertel gerufen. Die jüdische Familie lebt nach ihren ganz eigenen, strengen Regeln, aber Hulda gewinnt das Vertrauen der jungen Mutter. Und als das Neugeborene nach wenigen Tagen verschwindet, wird sie unvermittelt in die rätselhafte Suche verstrickt. Denn wie kann ein Kind in dieser engen Gemeinschaft einfach so verschwinden? Bald zeigt sich, dass auch die Berliner Polizei nach Kinderhändlern fahndet. Kann Kommissar Karl North helfen, das Neugeborene zu finden? Als sich der Judenhass der Berliner Nazis in einem Pogrom entlädt, gerät Hulda selbst in höchste Gefahr.

Meine Meinung:
1923 spitzt sich die Lage in Berlin zu: Die Inflation galloppiert immer schneller, die Nullen auf den Geldscheinen werden immer runder und die Verzweiflung der Menschen feuert den Antisemitismus so sehr an, dass es zu Pogromen kommt. Und Hulda Gold steckt mitten drin. Mit ihrem Scharfsinn, ihrem Bauchgefühl und ihrer Neugierde, die sie immer wieder in Teufels Küche bringt, spürt sie einem verschwundenen Baby nach.
Die patente und kluge Hebamme ist mir inzwischen so ans Herz gewachsen, dass ich sie am liebsten zur Freundin hätte.
Anna Thalbach liest die Geschichte wunderbar vor und erweckt die Figuren mit verschiedenen Stimmen und Dialekten/Akzenten zum Leben.
Ich bin sehr gespannt wie die Geschichte weitergeht.

Tipp:
Hört Euch mal die kostenlose Hörprobe an! 


Montag, 28. September 2020

Gelesen: "Selber machen statt kaufen: Küche" von Smarticular




Titel: Selber machen statt kaufen: Küche
Herausgeber: Smarticular Verlag
Preis: 14,95 € [DE], 15,40 € [AT]
ISBN: 978-3-946658-03-0
192 Seiten

Klappentext:
137 gesündere Alternativen zu Fertigprodukten, die Geld sparen und die Umwelt schonen.
Typische Supermarktprodukte enthalten immer weniger von dem, was wir für eine ausgewogene, vollwertige Ernährung eigentlich brauchen, dafür immer mehr Zucker, Salz, Fett und synthetische Zusatzstoffe. Zudem verursachen sie Unmengen von Müll. Dabei ist es sehr einfach, nachhaltige Alternativen jenseits des modernen Massenkonsums selbst herzustellen! Sie bestehen aus natürlichen Zutaten, sind gesünder als Industrieprodukte und außerdem deutlich preiswerter. Schokoaufstrich, Gemüse-Würzpaste, Soßenbinder, Hustensaft, Pflanzendrinks und vieles mehr – all diese Dinge musst du nicht kaufen, sondern kannst sie viel besser selber machen. Lass dich inspirieren, und mach auch deinen Haushalt ein bisschen grüner! Darum lohnt es sich, zahlreiche Fertigprodukte nicht mehr zu kaufen, sondern am besten selber zu machen: 
Gut für die Gesundheit: Statt ungesunder und künstlicher Inhaltsstoffe enthalten die selbst gemachten Alternativen natürliche Zutaten. Manche wachsen sogar direkt vor deiner Haustür und sind vollgepackt mit Vitalstoffen für eine ausgewogene, gesunde Ernährung. 
Gut für die Umwelt: Selbermachen spart jede Menge Verpackungsmüll und Plastik. Außerdem kannst du bevorzugt regionale, saisonale Zutaten verwenden, mit kurzen Transportwegen und weniger Ressourcenverbrauch. 
Gut für die Haushaltskasse: Selbst gemachte Alternativen sind fast immer deutlich preiswerter als fertige Lebensmittel, selbst dann, wenn du nur rein biologische Zutaten verwendest. 
Gut für dich: Selbermachen bereitet Freude, regt die Kreativität an, stärkt das Selbstvertrauen und macht dich außerdem ein bisschen unabhängiger.

Meine Meinung:
Ich liebe Smarticular.net. Dort finde ich immer ein passendes Rezept, egal ob es ums Kochen oder Putzen geht.
Deshalb kannte ich natürlich viele Rezepte aus diesem Buch schon, aber die habe ich einfach überblättert. Manches war mir neu, das werde ich bald ausprobieren.
Das Buch ist knapp und sachlich geschrieben, es kommt immer schnell auf den Punkt, ohne Geschwafel und vor allem ohne Selbstlob, das ist sehr sympathisch!

Tipp:
Es gibt eine kostenlose Leseprobe, schaut doch mal rein!




Sonntag, 27. September 2020

Gelesen: "Die Hafenschwester - Als wir wieder Hoffnung hatten" von Melanie Metzenthin



Coverbild freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt


Autorin: Melanie Metzenthin
Titel: Die Hafenschwester - Als wir wieder Hoffnung hatten
Reihe: Die Hafenschwester, Band 2
Preis: 15,00 € [D], 15,50 € [A], CHF 21,90
Klappenbroschur
496 Seiten
ISBN: 978-3-453-29244-4
Erschienen am 14. September 2020


Klappentext:

Hamburg, 1913: Mit ihrer großen Liebe Paul hat Krankenschwester Martha drei gesunde Kinder, eine schöne Wohnung und sogar eine Einladung nach Amerika, um ihre Freundin Milli zu besuchen. Doch die Stadt steht kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges und Marthas Träume von der Zukunft zerplatzen. Trotz seiner 41 Jahre wird Paul eingezogen und Martha muss sich in dieser schweren Zeit allein um das Überleben ihrer Familie kümmern. Als Paul nach einem Granatenangriff schwer entstellt zurückkehrt, wird ihre Ehe auf eine harte Probe gestellt. Martha tut alles für ihren Mann, Paul unterzieht sich aber nur unwillig den nötigen Operationen und scheint aufgegeben zu haben …


Meine Meinung:
Die Hafenschwester Martha erlebt mit ihrer Familie und ihren Freund'innen aufregende Zeiten. Der Fortschritt zeigt sich im Alltag z.B. in der Küche mit dem modernen Gasherd, im Bad mit einer eigenen Badewanne, aber auch auf der Straße mit der Straßenbahn und unterirdisch mit dem Elbtunnel, zu dem die Automobile per Aufzug gelangen. Über solche Details freue ich mich besonders, weil ich vor vielen Jahren durch diesen Elbtunnel sogar schon gelaufen bin und den Aufzug bewundert habe. Da ist es schön, mit den Augen von Martha diese Dinge als neu zu erleben.
Natürlich gibt es noch immer arme Familien im Hamburger Gängeviertel und das Schicksal von Kindern aus armen Familien, die zu Waisen werden, ist herzzerreißend. "Hat es in unserer Gesellschaft jemals interessiert, was Kinder sich wünschen?" fragt Martha zurecht und man kann ins Grübeln kommen, wenn man sich die Frage auch heute stellt.
Insbesondere dass für Mädchen nichts vorgesehen war und ihnen meist nur die Prostitution blieb oder eine Anstellung als Hausmädchen, was oft auf dasselbe hinauslief, ist erschütternd.
Ein wenig merkwürdig fand ich daher die Ansichten von Martha, die einerseits voll hinter der Entscheidung ihrer besten Freundin steht, einen reichen Mann zu heiraten, um nicht mehr anschaffen zu müssen, aber andererseits ihre eigene Schwägerin verdächtigt, ihren Bruder nur geheiratet zu haben, um nicht als Prostituierte zu enden.
Später gibt es aber eine Annäherung zwischen den Schwägerinnen, die ich sehr berührend fand. Ebenso schön fand ich die Entwicklung zweier kriegsversehrter Freunde, die miteinander über ihre Lage, ihre Probleme und auch ihre Fortschritte sprechen.
Martha kämpft für die Rechte der Frauen, auch durch ihre Arbeit in der Beratungsstelle am Hafen. Sie legt sich mit Moralaposteln an, die behaupten, sie würde Frauen erst zur Unzucht anstiften, indem sie über Empfängnisverhütung aufklärt. Sie argumentiert mit einer bewundernswerten Schlagfertigkeit, davon würde ich mir gern eine Scheibe abschneiden.
Der erste Weltkrieg spielt in diesem Buch natürlich eine große Rolle, wobei es kaum Beschreibungen direkt von der Front gibt. Aber die Abwesenheit der Männer, die Mangelwirtschaft, die steigende Zahl an schlechten Nachrichten über Verwundete und Tote werden eindrücklich beschrieben. Wenn die Themen allerdings zu schrecklich werden, wahrt die Autorin immer geschickt eine gewisse Distanz, das fand ich sehr angenehm.
"Der Krieg fraß die Menschlichkeit nicht nur im Schützengraben, sondern auch an der Heimatfront. [...] Das ganze Land, so empfand es Martha, verrottete langsam von innen, und alle Solidarität und Einigkeit verloren sich im Kampf um das eigene Überleben."
Einerseits war ich ein wenig enttäuscht, dass die Spanische Grippe nur am Rand erwähnt wurde, nachdem die Cholera im ersten Band so eine große Rolle gespielt hatte. Andererseits finde ich gut, dass die Autorin hier nicht auf den aktuellen Trend aufgesprungen ist, in Zeiten von Corona über eine Pandemie zu schreiben.
Dafür werden der Streik der Werftmitarbeiter in Hamburg und der Aufstand der deutschen Kriegsmarine, die zum Ende des ersten Weltkriegs geführt haben, so gut und ausführlich beschrieben, dass ich es endlich mal verstanden habe, was damals eigentlich passiert ist. Das gilt übrigens auch für den Anfang des Krieges, denn ich habe nie verstanden, warum ein Attentat eines Serben auf den österreichischen Thronfolger dazu geführt hat, dass Deutschland gegen Russland kämpfen muss. Jetzt weiß ich besser bescheid.
Nach dem Ende des Krieges und der Monarchie gibt es große Veränderungen, vor allem das Frauenwahlrecht, der Achtstundentag und die Anerkennung der Gewerkschaften machen den Figuren große Hoffnung für die Zukunft. Leider wissen wir heute ja schon, welche Katastrophe bald darauf passiert ist.
Ich freue mich auf den dritten Teil und bin gespannt, wie es mit der Hafenschwester, ihrer Familie und ihren Freund'innen weitergeht.

Dienstag, 15. September 2020

Gelesen: "Meilenweit für kein Kamel" von Bernhard Hoëcker

 


Coverbild freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt

Autoren: Bernhard Hoëcker, Tobias Zimmermann
Titel: Meilenweit für kein Kamel - Eine ungewöhnliche Reise vom Allgäu in den Orient
Verlag: Rowohlt
Erscheinungstermin: 03.05.2010
352 Seiten
ISBN: 978-3-644-42551-4


Klappentext:
Die verrückteste Rallye der Welt.
Ist es eine gute Idee, mit einem 20 Jahre alten Auto 6500 Kilometer vom beschaulichen Allgäu in die jordanische Wüste zu gondeln? Bernhard Hoëcker meinte: Ja! Zusammen mit seinem Freund Tobias Zimmermann stürzte er sich in ein irrwitziges Unterfangen – die Allgäu-Orient Rallye: Fest stand das Ziel (Amman), der Siegpreis (ein Kamel) – und welche Straßen NICHT benutzt werden durften: alle Verkehrswege, die ein reibungsloses Fortkommen garantierten. Ein Abenteuerbericht voll witziger Begebenheiten, absurdem Wissen und skurriler Reiseimpressionen aus Okzident und Orient.

Meine Meinung:
Diesen Sommer bin ich nicht verreist, aber ein wenig Reisegefühl habe ich mir mit diesem Buch verschafft. Sehr sympathisch schreiben die Autoren über ihr ungewöhnliches Abenteuer, nehmen sich dabei gegenseitig und auch jeweils selbst gelegentlich auf die Schippe, berichten aber auch von berührenden Erlebnissen, Chaos, Langeweile und vor allem von viel Spaß. Dass diese Rallye auch noch einem guten Zweck diente, rundet die Sache für mich perfekt ab. Mir hat das Buch sehr gefallen!




Freitag, 11. September 2020

Abgebrochen: "Jahre der Veränderung" von Linda Winterberg



Coverbild freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt


Autorin: Linda Winterberg
Titel: Jahre der Veränderung
Reihe: Die Hebammen-Saga, Teil 2
Broschur
400 Seiten
Aufbau-Verlag
978-3-7466-3568-2
Preis: 12,99 € (D), 13,40 € (A)


Klappentext:
Drei junge Frauen folgen dem Ruf des Lebens.
Berlin 1929: Die drei Freundinnen haben ihren Weg gefunden: Edith arbeitet als Hebamme in der Klinik und in einer Beratungsstelle für Frauen. Margots Leben steht kopf, nachdem sie sich in einen verheirateten Mann verliebt hat, und Luise unterrichtet inzwischen Hebammen-Schülerinnen und stürzt sich ins Nachtleben der schillernden Metropole. Gleichzeitig zeigen sich die Spuren der Weltwirtschaftskrise nur zu deutlich in Berlin. Armut und Leid sind allgegenwärtig. Als Edith ein verlockendes Angebot bekommt, das ihr Leben verändern wird, ist die Freundschaft der drei Frauen auf eine harte Probe gestellt. 
Die große Hebammen-Saga: historisch fundiert, atmosphärisch und voller liebenswerter Figuren.

Meine Meinung:
Ich habe mich ja schon beim ersten Teil der Hebammen-Saga über einige Dinge geärgert, aber den zweiten Teil breche ich jetzt nach etwa 35% ab und entsprechend werde ich auch den dritten Teil nicht lesen.
Ich kann ja verstehen, dass man einen historischen Roman nicht unbedingt so schreibt, wie man damals wirklich gesprochen hat. Aber hier ist mir die Sprache viel zu modern, z.B. hätte man damals niemanden als "Weichei" beschimpft oder "ich muss" gesagt, wenn man schnell losgehen will. Damals hätte auch ein 14-jähriges Mädchen einen mittelalten Mann nicht öffentlich mit seinem Vornamen angesprochen und geduzt. Sie hätte ihn entweder gesiezt oder "Onkel" genannt. Es sei denn, es war ihr Vater, den hätte sie aber auch nicht mit dem Vornamen angesprochen. Das ist natürlich Geschmachssache und wer da nicht so empfindlich ist, kann natürlich die Leseprobe nutzen, um zu schauen, ob ihr/ihm das Buch gefällt.
Die Figuren sind allesamt flach. Ich habe außer bei den drei Hauptpersonen kaum ein Bild vor Augen. Ich bin ja eigentlich kein großer Fan von allzu ausführlichen, blumigen Beschreibungen, aber etwas mehr möchte ich schon über die Menschen, Speisen, Getränke, Kleidung, Einrichtung lesen. Vor allem im Nachtleben ist mir aufgefallen, dass keine Musik beschrieben wird. Da wird zwar im Femina-Palast getanzt, aber ob das jetzt Walzer, Charleston oder sonstwas ist, weiß man nicht. Immerhin ist von einem Orchester die Rede. In der Scala tanzen und hopsen die Scala-Girls über die Bühne, aber Musik wird mit keinem Wort erwähnt. Dazu kommt, dass Luise am Anfang des Buches erzählen will, was sie "neulich in der Scala" erlebt hat, aber später heißt es dann: "Luise war noch nie in der Scala gewesen." Ja, wie denn nun? 
Die hochschwangere "Frau Weber" wird auf der nächsten Seite zu "Frau Schönke".
Fällt das denn der Autorin oder dem Lektorat oder den Probeleser'innen nicht auf???
Mich nerven auch die endlosen Wiederholungen. Bei jeder zweiten Geburt sagt die Hebamme überrascht: "Da scheint es jemand wirklich eilig mit dem Auf-die-Welt-kommen zu haben!" Wenn die Leute in diesem Buch ins Kino gehen, ist es immer der Gloria-Palast. Dabei gab es damals so viele Kinos in Berlin!
"Historisch fundiert" kann man das auch nicht nennen, wenn Luise mit Marina mitten in der Nacht mit der U-Bahn in Berlin herum fährt. Ich habe bei der BVG nachgefragt, damals gab es keinen Nachtbetrieb bei der Berliner U-Bahn. Man kann auch nicht am Hermannplatz in die Ringbahn steigen und diese fährt auch nicht nach Wittenau. Hermannplatz und Wittenau sind beides keine Ringbahnhöfe. Hermannplatz ist nicht einmal ein S-Bahnhof!
Ach, es ist so schade, denn grundsätzlich finde ich es spannend, über die Zeit zwischen 1929 und 1933 in Berlin zu lesen. Und neben der politischen Lage geht es hier ja nicht nur um Geburtshilfe, sondern auch um Familienplanung, also Aufklärung, Verhütung und Abtreibung. Das Thema beschäftigt uns ja bis heute, denn die Paragraphen 218 und 219 wurden noch immer nicht abgeschafft. Aber ich ertrage es nicht länger, dieses lieblos zusammengeschusterte Buch zu lesen.

Sonntag, 6. September 2020

Nicht ausgelesen: "Tanz, meine Seele" von Kira Minttu

 



Titel: Tanz, meine Seele
Autorin: Kira Minttu
360 Seiten
erschienen am 5.2.2018
Klappbroschur
Preis: 12,90 €
ISBN 978-3958693234
Verlag: Ink Rebels

eBook
Preis: 3,99 €

Klappentext:
»Aber womöglich existiert dieser Teil in mir einfach nicht. Vielleicht bin ich Harper-ohne-diesen-Teil, einfach nur Harper, ein empfindungsarmes Tiefseewesen.«
Harper liebt das Tanzen, ihre Unabhängigkeit und daneben nur noch Molly, ihre eigensinnige Perserkatze. Reicht völlig aus, findet Harper, und beobachtet kopfschüttelnd, wie ihre beste Freundin Andra von einer Beziehungskatastrophe in die nächste stolpert.
Bis Harper beim Tanzen plötzlich vor einer Herausforderung steht, die sich weder durch Kampfgeist noch mit Sarkasmus lösen lässt: Wie soll sie Gefühle auf der Bühne zeigen, die sie nicht spürt?
Einen gäbe es vielleicht, der ihr helfen könnte. Doch vor ihm hält Harper ihr Herz erst recht unter Verschluss …

Meine Meinung:
Nachdem mir "Keep on dreaming" von Kira Minttu sehr gefallen hat, habe ich mich darauf gefreut, ein weiteres Buch von ihr zu lesen, insbesondere da es von einer jungen Tänzerin handelt. Die zwanzigjährige Harper war mir auch gleich sympathisch. Sie ist frech, schlagfertig und vieles an ihrem Leben hat mich an meine eigene Zeit in diesem Alter erinnert. Leider breche ich das Buch jetzt nach 190 Seiten ab, weil es mich sehr nervt. Ich sehe keinerlei Entwicklung. Harper dreht sich im Kreis und das nicht nur beim Tanzen. Sie liebt angeblich das Tanzen, schwänzt aber ständig ihr Training. Das Tanzen selbst wird auch kaum beschrieben, es werden immer nur dieselben drei Elemente genannt: "stehender Spagat, Pirouette, zu Boden sinken". Sie ernährt sich anscheinend nur von Kaffee und Whiskey, pennt bis mittags ihren Rausch aus, geht mit einem Typen ins Bett, der ihr angeblich nichts bedeutet, aber wenn er ihr nicht zuhört und mit seinem Telefon beschäftigt ist, stört es sie doch. Ihre beste Freundin lässt sich immer wieder auf Männer ein, die sie respektlos behandeln, will davon aber nichts hören. Als sie es dann doch endlich kapiert, starten die beiden eine Racheaktion, die teilweise kriminell ist. Hier breche ich nun ab. Ja, dieser miese Typ und sein Kumpel sind Scheiße. Aber zu dem, was sie tun, gehört auch immer jemand, der das mit sich machen lässt. Und was sie getan haben, ist nicht kriminell, sondern "nur" respektlos und demütigend. Wäre die Situation umgekehrt und ein Mann würde sich so an einer Frau rächen, würde das auch niemand für gerechtfertigt halten.


Donnerstag, 3. September 2020

Nicht ausgelesen: "Die Bilder unseres Lebens -Eine Familie zwischen Film und Freiheit" von Ines Thorn

 



Titel: Die Bilder unseres Lebens -Eine Familie zwischen Film und Freiheit
Autorin: Ines Thorn
Klappenbroschur
427 Seiten
Verlag: Rütten & Loening
978-3-352-00937-2
Preis: 16,99 € (D), 17,50 € (A)


Klappentext:
Die Zeit, die uns trennt.
Mit Leidenschaft hat die Familie Lindemann das Kino „Die Schauburg“ in Leipzig betrieben. Bis sie nach dem Krieg enteignet wird. Besonders Mutter Ursula fällt es schwer, sich an die Vorgaben der neuen Machthaber zu halten. Ihr Mann Gerhard kommr versehrt von der Front zurück und versucht mühsam, wieder ins Leben zu finden. Auch ihre Tochter Sigrid, die sich kaum an Friedenszeiten erinnern kann, ist verunsichert. Ob die Ausbildung zur Lehrerin das Richtige für sie ist? Nur Stefan, der Sohn, hält an seinem alten Traum fest. Und um Filme machen zu können, beschließt er sogar, die Heimat hinter sich zu lassen und nach West-Berlin zu gehen. Schon bald merken die Lindemanns, wie schwer es ist, familiäre Bande aufrechtzuerhalten, wenn man getrennt ist durch den Eisernen Vorhang. 
Authentisch und hochemotional: ein großes Familienepos während der deutschen Teilung

Meine Meinung:
Die Figuren sind sehr flach. 
Ursula z.B. geht nach Kriegsende zu den Russen, weil sie eine Genehmigung braucht, wird dort offenbar über viele Stunden misshandelt, vermutlich auch vergewaltigt. Sie beschließt, die Erinnerung daran zu verdrängen. Bald darauf beklagt sie sich, dass ihr Mann keinen Sex will, sie habe schließlich auch Bedürfnisse und hat eine Affaire mit einem Fremden. Man muss kein Psychologe sein, um zu wissen, dass keine Frau so tickt.
Dann grübelt Sigrid, wo sie und Rudi wohnen sollen, falls sie heiraten würden, denn die Wohnung von ihren Eltern ist viel zu klein. Einige Seiten später sind sie verheiratet und wohnen bei den Eltern. Das hätte ich gern etwas ausführlicher gelesen, wie sie über das Problem sprechen, wer nun wo genau schläft, wie sie versuchen, eine andere Wohnung zu finden. Aber es ist dann einfach so, basta. Ich hätte auch gern von der Hochzeit gelesen.
Hochemotional, wie im Klappentext versprochen, ist hier fast gar nichts. Das "aufregendste" ist noch der Moment, als Sigrid denkt, Rudi will ihr einen Antrag machen, aber er nur sagt, es wäre Zeit für sie, in die SED einzutreten. Sie sagt automatisch "Ja!", heult sich aber später bei Mutter und Oma aus.
Man erfährt leider auch gar nichts über den Betrieb des Kinos. Es werden halt Karten verkauft und der Film wird vorgeführt. Da hätte ich mir Details gewünscht. Die Handlung von ein paar Filmen wird beschrieben, aber von vielen Filmen wird einfach nur der Titel erwähnt. Das erscheint mir regelrecht lieblos. Die Familie könnte auch eine Metzgerei oder ein Café haben, man würde keinen Unterschied bemerken.
Sigrid und ihr Bruder fahren 1949 mit der Bahn von Leipzig nach Berlin-Schöneweide und von dort weiter mit der S-Bahn zum Zoo. Die Wikipedia sagt aber: "Als Folge der Berliner Teilung ließ die Deutsche Reichsbahn viele Schnellzüge nach dem Krieg zu Bahnhöfen in Ost-Berlin fahren. Aus Richtung Halle und Leipzig war dies erst 1951, mit Fertigstellung der ersten Abschnitte des Berliner Außenrings, möglich. Die Verbindung über die Anhalter Bahn direkt nach Berlin und der im Krieg schwer zerstörte Anhalter Bahnhof in Berlin-Kreuzberg wurden am 18. Mai 1952 geschlossen." Man wäre damals also zum Anhalter Bahnhof gefahren. Wenn ich das schon mal eben recherchieren kann, warum machen das nicht die Menschen, die an so einem Buch mitarbeiten (Autorin, Lektorat)?
Ich habe mich jetzt 100 Seiten lang gequält, weil mir die Idee eigentlich gut gefällt. Aber die Umsetzung ist leider überhaupt nicht gelungen.

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