Freitag, 31. Mai 2019

Gedanken - schon etwas älter

Diesen Text habe ich vor mehreren Jahren geschrieben, aber erst jetzt beim aufräumen wieder gefunden. Schreibt mir gern Eure Gedanken dazu in die Kommentare.
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Woher kommt all der Hass?
Ich denke, er ist die Folge der großen Unzufriedenheit gewisser Leute, die immer meinen, dass andere es unverdient besser hätten als sie.

Besitz macht nicht glücklich. Geld auch nicht. Es wird immer einen Nachbarn geben, der ein dickeres Auto fährt als man selbst. Oder jemanden, der einen besseren Parkplatz gefunden hat, weil er ein kleineres Auto hat. Dass die ganze Autofahrerei nicht entspannt, sondern eher noch aggressiver macht und es besser wäre, auch mal zu Fuß zu gehen, scheint keiner mehr zu wissen.
Ebenso dass vieles nur Schein ist, Autos nur geliehen oder geleast, das Dekolleté nur upgepusht, die Haare nur gefärbt und die Wimpern nur angeklebt sind, ist egal. Hauptsache man kann neidisch sein, lästern, hetzen und bei passender Gelegenheit schadenfroh lachen, wenn der Beneidete mal Pech hat.

Es ist ja auch viel einfacher, anderen die Schuld zu geben, als das eigene Leben in die Hand zu nehmen. "Wir" und "die anderen" zu definieren, da beginnt Fremdenfeindlichkeit. Egal ob es um Menschen aus einem anderen Stadtbezirk oder Bundesland oder von einem anderen Kontinent geht.

Wenn diese ganze Energie, die derzeit in Kriege, Abschiebungen, Rassismus fließt, mal sinnvoll genutzt würde, ginge es allen besser. Nicht nur, weil es den Ärmsten dieser Welt besser ginge, sondern auch, weil es gerechter zuginge, weniger Unterschiede und dadurch weniger Neid gäbe. Und weil es immer gut ist, anderen zu helfen, das macht nämlich wirklich glücklich!
Aber helfen, das ist ja so anstrengend! Wirklich? Nein, ist es nicht. Oft ist es nur, mal eine Tür aufzuhalten oder ein Lächeln zu verschenken. Oder abgelegte Kleidung.

Da wollen Leute "unser Land und Volk" zurück haben. Ähm, welches jetzt genau? Im Laufe der letzten Jahrtausende hat es so viele Völkerwanderungen, Vertreibungen und Grenzverschiebungen gegeben, dass diese Leute möglicherweise irgendwo landen würden, wo sie vielleicht selber gar nicht hinwollen.

Und es ist doch auch gar nicht so einfach. Meine Kinder z.B. haben Vorfahren aus Deutschland, Österreich, Litauen, Tschechien und Polen. Und diese Vorfahren waren jüdisch, katholisch und evangelisch.

Überhaupt kommt es doch gar nicht darauf an, was diese Vorfahren getan und wo sie gelebt haben. Es geht doch darum, was der einzelne erreicht im Leben, wie er oder sie sich benimmt. Und genauso ist es doch völlig egal, wie jemand aussieht. Ob helle oder dunkle Haut, groß, klein, dick, dünn, Locken oder glatte Haare: die Persönlichkeit, den Verstand und die Haltung eines Menschen kann man von außen nicht unbedingt sehen.

Diese Generation "ich und mein Magnum" geht mir schon lange auf den Geist. Es wird geshoppt, es wird konsumiert und es wird in den Müll geworfen. Aber ach, die armen Kinder in Bangladesh! Es wird mit dicken Autos durch die Gegend gefahren, es wird bei jeder Gelegenheit geflogen, aber oje, die schlimmen Stürme! Im Winter geht man ins Tropical Island, im Sommer in die Ski-Halle, aber ach, die armen Eisbären!
Ja, wenn man vom Leid anderer hört oder einen Film über das Artensterben sieht, ist man immer sehr betroffen und zeigt mit dem Finger auf "die da oben" und auf die Industrie. Wer wählt denn die da oben? Wer kauft denn die Konsumgüter?

Es geht doch nur noch ums Aussehen, um Titel und Statussymbole. Wann hat man zuletzt jemanden schwärmen gehört vom Verstand oder Charakter eines Menschen?

Donnerstag, 16. Mai 2019

Gelesen: "Scharnow" von Bela B Felsenheimer



Coverbild freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt


Autor: Bela B Felsenheimer
Titel: Scharnow
Erscheinungstermin: 25. Februar 2019
416 Seiten
Preis: 20,00 € [D], 20,60 € [A], CHF 28,90
Originalausgabe
Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-453-27136-4


Klappentext:
In Scharnow, einem Dorf nördlich von Berlin, ist der Hund begraben. Scheinbar. Tatsächlich wird hier gerade die Welt gewendet: Schützen liegen auf der Lauer, um die Agenten einer Universalmacht zu vernichten, mordlustige Bücher richten blutige Verheerung an, und mittendrin hat ein Pakt der Glücklichen plötzlich kein Bier mehr. Wenn sich dann ein syrischer Praktikant für ein Mangamädchen stark macht, ist auch die Liebe nicht weit.

Meine Meinung:
Dieser Roman ist ein buntes Feuerwerk aus sehr vielen skurrilen Figuren und wilden Ereignissen. Die Perspektiven sind durchweg einfühlsam gezeichnet, die Geschichte mäandert durch verschiedenste Themen und Genres. Sogar das Verknüpfen verschiedener Handlungsstränge, die sich erst nach sehr langer Zeit überraschend begegnen, was ich sonst eigentlich nicht leiden kann (z.B. in den verkrampften "Stadtgeschichten" von Armistead Maupin), ergibt sich in Scharnow ganz entspannt und natürlich. Von lautem Krawall über Humor und sanfte Zwischentöne bis hin zu zarter Liebe beherrscht Bela B Felsenheimer das gesamte Repertoire der Literatur. Lediglich im erotischen Bereich gibt es noch Luft nach oben, da war mir einiges zu sachlich geschildert, hier dürfte gern mit mehr Wumms und Leidenschaft beschrieben werden, was in den Betten, auf den Sofas oder am Küchentisch so passiert. Das Ende einiger Ebenen habe ich nicht so ganz verstanden, aber vielleicht klärt sich das, wenn ich das Hörbuch gehört habe.
Die Aufmachung gefällt mir sehr: vom Coverbild über den schwarzen Schnitt und das quer abgedruckte Manifest bis hin zur Übersichtskarte der Handlungsorte.
Sensationell finde ich, dass ich keinen einzigen Schreibfehler finden konnte. Kompliment an den Autor und das Korrektorat!
Zum Schluss bleibt mir nur noch der Hinweis, dass dieser Roman nichts für zartbesaitete Gemüter ist, was Gewalt und Erotik betrifft.

Freitag, 10. Mai 2019

Gehört: "Lieber einmal mehr als mehrmals weniger" von Dieter Moor






Titel: "Lieber einmal mehr als mehrmals weniger"
Autor: Dieter Moor
Autorenlesung
Universal Music
Veröffentlichung: 2012
Spieldauer: 300 min.

Klappentext:
In dem von unbeugsamen Brandenburgern bevölkerten Dörfchen Amerika scheint sich alles zum Guten gefügt zu haben: Die alpenländischen Aliens, die Moors, sind in die Gemeinschaft der Einheimischen aufgenommen und die anfänglichen Probleme um den Hof gelöst. Doch da gibt der geliebte Hürlimann-Traktor den Geist auf, und auf einmal steht nicht nur der häusliche Friede, sondern auch die Ehre des Neubauern auf dem Spiel. Helfen kann nur Hürli-Gott Jakob aus der Schweiz, auch wenn Bauer Müsebeck, Teddy und Krüpki so ihre Zweifel haben. Als dann auch noch ein Bayer im hellblauen Tangaslip die ersten Wasserbüffel nach Amerika bringt, stehen neue, skurrile und anrührende Herausforderungen ins Haus.

Meine Meinung:
Wie schon beim ersten Teil "Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht" haben mir die Geschichten über das Leben auf dem Land in Brandenburg viel Spaß gemacht. Vor allem das Drama um den Traktor ist phantastisch erzählt. Besonders schön finde ich, mit welcher Liebe Dieter Moor von seinem Hof, seiner Wahlheimat und seinen Tieren und mit wie viel Respekt er von seiner Frau spricht.


Donnerstag, 9. Mai 2019

Gehört: "Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht!" von Dieter Moor






Autor: Dieter Moor
Titel: "Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht"
Autorenlesung
Laufzeit: ca. 230 Minuten
Veröffentlichung: 2010
Universal Music


Klappentext:
Freunde und Bekannte sind fassungslos, als Dieter Moor und seine Frau Sonja eröffnen, dass sie ihr Haus in der Schweizer Postkartenidylle verkauft haben, um nach Brandenburg zu ziehen. Im Dörfchen Amerika möchten sie ihren Traum vom eigenen Bauernhof verwirklichen. Tatsächlich sind die neue Heimat, die neuen Nachbarn und das neue Leben für allerlei ungeahnte Herausforderungen, komische Missgeschicke und skurrile Situationen gut. Warum Dieter Moor dennoch sein Herz an Land und Leute verloren hat – davon erzählt er in diesem Buch. Eine charmante und witzige Liebeserklärung an eine verkannte Region.

Meine Meinung:
Dieter Moor erzählt vom einfachen Leben auf dem Land, von kauzigen Nachbarn mit Herz, vom üblichen Umzugschaos, aber mit Hunden, Pferden, Eseln und zwar nicht ins Nachbardorf, sondern von der Schweiz nach Brandenburg. Und er liest es mit seiner wunderbaren Stimme, der ich so gern zuhöre. Herrlich!


Donnerstag, 2. Mai 2019

Gelesen: "Die Schwestern vom Ku'damm - Jahre des Aufbaus" von Brigitte Riebe



Coverbild freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt


Autorin: Brigitte Riebe
Reihe: Die Schwestern vom Ku’damm (1)
Titel: "Jahre des Aufbaus"
Verlag: Wunderlich
Erscheinungstermin: 23.10.2018
432 Seiten
ISBN: 978-3-8052-0337-1
gebundene Ausgabe: 19,95 €
eBook: 16,99 €


Klappentext:
Wirtschaftswunder, Kaufrausch, Träume in Pastell - drei Schwestern und ein Kaufhaus am Ku'damm.
Der Auftakt der großen 50er-Jahre-Trilogie von Bestseller-Autorin Brigitte Riebe.
Berlin im Mai 1945: Es ist die Stunde Null, die Stadt liegt ebenso in Trümmern wie die Seelen der Menschen. Auch das Kaufhaus Thalheim am Ku'damm ist zerstört. Fassungslos stehen die drei Schwestern Rike, Silvie und Florentine vor der Ruine des einst so stolzen Familienunternehmens. Doch Rike, die Älteste, hat einen Traum: Sie will das Kaufhaus wieder aufbauen und mit raffinierten Stoffen und neuesten Modekreationen Farbe in das triste Nachkriegsberlin bringen. Nach der Währungsreform scheint es tatsächlich aufwärts zu gehen, die Menschen hungern nach Konsum und schönen Dingen. Doch die neuen Zeiten bringen neue Probleme. Als ein dunkles Geheimnis zutage tritt, das ein unrühmliches Licht auf das Kaufhaus und seine Geschichte wirft, müssen die Schwestern erkennen, dass die Vergangenheit noch immer lebendig ist…

Meine Meinung:
Dieses Buch hab ich zufällig in der Stadtbücherei entdeckt. Da ich Kaufhausserien wie "The Paradise" und "Mr. Selfridge" ebenso die Serie "Ku'damm 56" sehr mag, habe ich es ausgeliehen. Der Roman ist für die heutige Zeit eher ungewöhnlich geschrieben: Einzelne Momente werden sehr detailliert beleuchtet, als würde man in Zeitlupe mit einem Vergrößerungsglas auf die Situation schauen, dann wird ein großer Zeitsprung gemacht und knapp zusammengefasst, was in der Zwischenzeit geschah. Das gibt der Geschichte einen interessanten Rhythmus. Sie beginnt 1932 und endet 1951. Wir erleben Berlin kurz vor der Machtergreifung durch die Nazis in einer Art Prolog, dann geht es direkt nach der Kapitulation weiter. Wir erleben die Soldaten der Siegermächte, die Arbeit der Trümmerfrauen, den ewigen Hunger, die Lebensmittelmarken, den Schwarzmarkt, die Kälte, die Währungsreform, die Blockade usw.
Im Gegensatz zu vielen Serien und Filmen der letzten 10 Jahre wird dabei aber auf allzu großes Drama und Gewalt verzichtet. Es wird zwar angedeutet, was alles schlimmes passiert ist, aber es passiert nicht den Thalheim-Schwestern. Die drei angeblich dunklen Geheimnisse, hab ich mir schon im Prolog gedacht, aber mich hat mehr das Lokal- und Zeitkolorit interessiert. Nur schade, dass die Mode, die Schnitte, die Stoffe keine so große Rolle spielen, wie man aufgrund des Klappentextes erwarten könnte. Dafür ist die Hauptfigur Rike eine sehr patente, selbstbewusste Frau, die sich nicht einfach die Butter vom Brot nehmen lässt, nicht einmal von ihrem eigenen Vater.

Tipp:
Vom Hörverlag gibt es das Hörbuch, gelesen von Katharina Thalbach. Ich werde mal schauen, ob ich das auch ausleihen kann.


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