Samstag, 15. Juni 2013

Meine Gedanken zum #waagnis

Die Diskussion von Twitter schwappt rüber ins Bloggerland. Bei Meike und Cat habe ich schon Beiträge dazu gelesen und ich bin sicher, dass noch weitere Texte auf den von mir gelesenen Blogs dazu kommen werden. Da möchte ich auch gern meinen Senf dazu geben.

Für alle, die von der Aktion noch nichts gehört oder gelesen haben: Es geht darum, sich eine Weile nicht zu wiegen, symbolisch als Protest gegen das ewige Kreisen um unseren nicht perfekten Körper. Frauen beschäftigen sich so viel mit ihrem Aussehen, das kostet so viel Energie, die man sicher anderweitig sinnvoll nutzen könnte.

Ich kann die Personenwaage ganz gut ignorieren. Meist drücke ich mich um das Wiegen mit irgendeiner Ausrede. Und das ist gut so, sonst würde diese Zahl schlechte Laune verbreiten. Aber wenn ich die Zahl nicht kenne, kann sie mich nicht ärgern. Keine Nachrichten sind gute Nachrichten. Ebenso die Sache mit den Konfektionsgrößen. Ich habe - laut Tabelle - Größe 34 bis 44, je nachdem, um welches Maß es geht. Kaufkleidung passt mir daher nur sehr selten. Die halbwegs passenden Teile aus meinem Kleiderschrank habe ich benutzt, um Schnitte zu entwickeln, die mir jetzt richtig gut passen. Und das Wunderbare daran ist: Da steht keine Zahl drauf!

Wenn ich z.B. ein neues T-Shirt brauche, nehme ich mein Schnittmuster und Stoff, schneide, stecke, nähe und schnell habe ich ein neues Shirt, das mir perfekt passt. Das macht gute Laune! Wenn ich da an früher denke: die nervige Suche in Läden, die schlecht bis gar nicht sortiert sind, zu enge Umkleidekabinen, schlecht sitzende Klamotten,... Der Frust war immer vorprogrammiert.

Was ich damit sagen will: Ich vermeide die Konfrontation. Dazu gehört:

  • Ich wiege mich sehr selten. Meist nur vor Arztterminen, weil ich dort eh nach meinem Gewicht gefragt werde.
  • Ich nähe und stricke meine Kleidung selbst nach eigenen Entwürfen. Dann passt sie mir wenigstens und es steht keine Größe darin.
  • Ich messe, wenn es denn sein muss, heikle Körperstellen in Inch! Da sagt mir die Zahl rein gar nichts und schnell habe ich sie wieder vergessen.
  • Ich lese keine Frauenzeitschriften, die erzählen doch seit Jahrzehnten alle denselben Kram: Was muss ich tun, um einen Mann zu finden, zu beeindrucken, zu verführen, zu heiraten, wie mache ich, dass er mir treu ist und mit welcher Sahnetorte tröste ich mich, wenn er doch fremdgeht?
  • Ich gehe nur ganz selten in Einkaufszentren. Diese Kombination aus Musik, schlechter Luft, nervigen Leuten, zu vielen Boutiquen mit nicht passenden Anziehsachen und dann die vielen Fress-Stände führen dazu, dass ich Geld für Zeug ausgebe, das später ungetragen im Schrank liegt, und anschließend (bei McDonalds, Ditsch oder Hussel) als Trost oder Belohnung ungesundes Zeug in mich hineinstopfe. Mit Blick auf das Fitness-Studio, das mir gleich noch ein schlechtes Gewissen macht. Nein danke!
  • Ich sehe kein Fern mehr. Ab und zu nehme ich mal einen Film oder eine Literatursendung auf, die ich dann später gezielt anschaue und hinterher ausschalte.
  • Ich ignoriere Werbeplakate. Wenn ich etwas brauche, werde ich mich gezielt informieren. Ich muss mir nicht andauernd einreden lassen, welche Dinge ich angeblich noch dringend brauche, um jung, schön, sexy, cool oder hipp zu sein.
  • Ich vergleiche mich nicht mehr mit anderen Frauen und ich scanne andere Frauen auch nicht nach vermeintlichen Makeln ab. Ich versuche, mich nicht mehr von Äußerlichkeiten blenden zu lassen, denn ganz oft sind die eher unscheinbaren, ruhigen Menschen diejenigen, die besonders freundlich, zuverlässig, herzlich oder intelligent sind. Wenn mir etwas Äußerliches positiv auffällt, z.B. die Kleidung gut zur Haarfarbe passt, sage ich das der Person.
  • Ich glaube meinem Mann, der sagt, dass ich mich gut anfühle und bitte nichts abnehmen soll, denn sonst wäre ja nichts mehr zum Anfassen da. :-)
Das heißt nicht, dass ich mich maßlos gehen lasse. Ich versuche, mich gesund zu ernähren und mich ausreichend zu bewegen. Aber nicht, um dünner zu werden, sondern um gesund zu bleiben.

Das Nähen und Entwerfen hat neben dem großen Vorteil, dass ich gezielt zu Kleidung komme, die mir wirklich passt, auch noch den Effekt, dass ich meine Kenntnisse und Fähigkeiten erweitere. Da lohnt es sich wirklich, Zeit und Geld zu investieren. Beim Handarbeiten beaufsichtige ich meine Kinder, denke nach, höre Podcasts oder Hörbücher. Da ist die Zeit gleich noch einmal sinnvoll genutzt. Das trägt noch nicht zum Weltfrieden bei, aber meinen inneren Frieden verbessert es ungemein.

Und Du? Wiegst Du Dich noch oder veränderst Du schon die Welt?

4 Kommentare:

  1. gute Tipps ! Ich vermeide das auch alles, vorallem die Einkaufszentren.Wahnsinn wie leicht manipuliert man in der masse wird. Gute Gedanken zum Thema die ich alle unterschreiben kann.

    Liebe Grüße
    Stella

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  2. Eine toller Artikel! Ich halte es in vielen Dingen sehr ähnlich und bin auch zufriedener als viele andere mit meiner Garderobe und vor allem auch (das wurde noch gar nicht so erwähnt, hat aber einen enormen Wert für mich!) damit, wie ich meine Zeit nutze! Frauenzeitschriften und Fernsehen interessieren mich wenig (ersteres null, zweiteres manchmal) und ich werkel lieber, bin zufrieden und kreiere was und gucke nach Bedraf Kostümserien. Alles gut für das innere Wohlfühlen.
    Lg! Catherine

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  3. Ich habe gar keine Waage und stelle mich auch sonst auf keine ;) Deinen Post finde ich toll und unterschreibe und unterstütze das sofort.
    LG
    Petra

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  4. Gute Gedanken hast Du da festgehalten - bei ganz vielem kann ich Dir zustimmen!
    Ich merke auch zusehends, dass ich mich in selbstgenähter Kleidung einfach besonders wohl fühle - weil sie eben genau MIR passt, sowohl was die Passform angeht als auch das Design an sich. Auch wenn frau schlank ist, passt sie deswegen nämlich noch lange nicht immer in genormte Konfektionsgrößen - wer hat schon genormte Proportionen! ...
    LG, Steffi
    p.S.: Wiener Würstchen heißen bei uns Frankfurter

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