Sonntag, 8. Oktober 2023

Gelesen: "Die kranke Frau - Wie Sexismus, Mythen und Fehldiagnosen die Medizin bis heute beeinflussen" von Elinor Cleghorn

 


Coverbild freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt


Titel: Die kranke Frau -  Wie Sexismus, Mythen und Fehldiagnosen die Medizin bis heute beeinflussen
Autorin: Elinor Cleghorn
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
Erscheinungstermin: 18.08.2022
496 Seiten
Übersetzung: Anne Emmert, Judith Elze

gebundene Ausgabe
ISBN: 978-3-462-00015-3
Preis: 25,00 €

eBook
ISBN: 978-3-462-30128-1
Preis: 9,99 €

Hörbuch im Download-Streaming
Verlag: Argon
ISBN: 978-3-7324-5947-6
Laufzeit: 14 Stunden 58 Minuten
Sprecherin: Ulrike Kapfer


Klappentext:
Von den antiken Anfängen der Medizin bis in die Gegenwart, von der »wandernden Gebärmutter« bis zur Entdeckung von Autoimmunerkrankungen und Endometriose: Die englische Feministin Elinor Cleghorn präsentiert eine bahnbrechende und aufwühlende Kulturgeschichte über das Verhältnis von Frauen, Krankheit und Medizin.
Elinor Cleghorn, selbst an der Autoimmunerkrankung Lupus erkrankt, hat sich nach einer nervenaufreibenden Diagnose-Odyssee auf die Suche nach den Wurzeln der patriarchalen Mythen begeben, die unsere westliche Medizin bis heute prägen. Anhand einer Fülle von historischem Material rekonstruiert sie, wie stark die Medizin als Wissenschaft und Institution von kulturellen und gesellschaftspolitischen Umständen beeinflusst ist. Denn die Tatsache, dass Frauen als das schwächere Geschlecht galten und auf die soziale Aufgabe der Mutterschaft reduziert wurden, formte auch den medizinischen Blick auf Frauen und Weiblichkeit über die Jahrhunderte. Von der »wandernden Gebärmutter« über die »Hysterie« bis hin zum sich nur äußerst langsam wandelnden Verständnis für Menstruation und Menopause – all diese Diagnosen und Entwicklungen zeugen von einer männlich geprägten, nicht selten sexistischen Medizin.
Feminist*innen erheben seit Langem ihre Stimme gegen diesen patriarchalen Zugriff auf ihren Körper und kämpfen für eine bessere Aufklärung über weibliche Gesundheit. Wer verstehen will, warum dieser Kampf wichtig und notwendig ist, findet in Elinor Cleghorns augenöffnendem Buch die Antwort.

Meine Meinung
Von vielen Absurditäten aus der Geschichte der Frauenheilkunde hatte ich ja schon gehört: von der wandernden Gebärmutter, von Hysterie, vom Husband Stitch, von Unpässlichkeit bis hin zum Data Bias, über den Caroline Criado Perez in ihrem Buch "Invisible Women: Exposing Data Bias in a World Designed for Men" geschrieben hat. (Ein extrem wichtiges Buch übrigens, lest das bitte unbedingt, falls Ihr es noch nicht kennt! Auf deutsch heißt es "Unsichtbare Frauen - Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert".)
Aber was Elinor Cleghorn hier zusammen getragen hat, eröffnet ganz neue Dimensionen, mit welcher Arroganz, Dummheit und Grausamkeit die Medizin und vor allem männliche Ärzte seit tausenden von Jahren Frauen mit ihren Krankheiten nicht nur im Stich lassen, weil sie den Ursachen gar nicht auf den Grund gehen wollen, sondern sie auch noch ausbeuten, misshandeln und Profit daraus schlagen.
Die Geschichten sind leider meist so übel, dass ich traumatisierten Personen von der Lektüre abraten muss. Aber alle anderen sollten dieses Buch lesen oder das Hörbuch hören. Und wir müssen alle wachsam sein, ob wir beim Arzt respektiert werden, ob man uns wirklich zuhört und unsere Empfindungen und Beobachtungen ernst genommen werden. Lasst Euch nicht erzählen, dass Ihr Euch halt einfach zusammenreißen müsst, weil z.B. Schmerzen angeblich zum Frau-Sein dazu gehören. Lasst Euch nicht erzählen, Ihr wärt zu empfindlich! Es sind schon viel zu viele Frauen gestorben, weil sie eine falsche Diagnose erhalten haben! Es gibt noch so viele unerforschte Krankheiten, unter denen viele Frauen leiden! Das Leben von Frauen hängt davon ab, dass die Medizin lernt, ihnen zuzuhören!

Tipp:
Die ersten 51 Seiten gibt es als kostenlose Leseprobe.

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