Montag, 23. Oktober 2023

Gelesen: "Helden auf der Couch" von Andrea Bottlinger und Claudia Hochbrunn




Coverbild freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt


Titel: Helden auf der Couch. Von Werther bis Harry Potter – ein psychiatrischer Streifzug durch die Literaturgeschichte
Autorinnen: Andrea Bottlinger und Claudia Hochbrunn
Verlag: Rowohlt
Erscheinungstermin: 17.09.2019
240 Seiten

Taschenbuch
Preis: 10,00 €
ISBN: 978-3-499-60672-4

eBook
ISBN: 978-3-644-40574-5
Preis: 9,99 €


Klappentext:
Ein amüsanter Streifzug durch die Literaturgeschichte, der zeigt: Romanfiguren sind auch nur Menschen, und jeder gute Held hat eine Macke. Claudia Hochbrunn, Fachärztin für Psychiatrie, und Literaturwissenschaftlerin Andrea Bottlinger fragen: Hätte eine Erziehungsberatung Ödipus' Eltern vor dem Schlimmsten bewahren können? Wäre Romeo und Julias Geschichte anders verlaufen, wenn sie keine pubertierenden Teenager gewesen wären? Und kompensiert in «Fifty Shades of Grey» Christian nicht seine fehlende Männlichkeit mit erotischen Fantasien? Was wäre eigentlich gewesen, wenn unsere Helden rechtzeitig einen Psychiater aufgesucht hätten? Ihr Fazit: Dann gäbe es kaum gute Geschichten! Ein überraschender Blick auf die Literatur durch die Brille der Psychologie.

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich zufällig in der Onleihe entdeckt. Ich habe nicht alle Kapitel gelesen, sondern nur diejenigen über Bücher, die ich auch kenne (11 von 15). Manchen Analysen stimme ich eher zu (Harry Potter, Vom Winde verweht, wenn auch nicht in allen Details), andere finde ich nicht überzeugend.
Es ist teilweise ganz amüsant zu lesen, allerdings sind mir ein paar Punkte wirklich sauer aufgestoßen. Das N-Wort wird immer wieder ausgeschrieben, das geht gar nicht, selbst wenn die Autorinnen dabei den Kolonialismus und Rassismus kritisieren. Bei Ödipus heißt es, er hätte seine Mutter nur wegen der Macht geheiratet, ansonsten gäbe es ja keinen Grund, eine ältere Frau zu heiraten und die schönsten Erlebnisse hätten die beiden sicherlich im Dunklen gehabt. Als wären ältere Frauen grundsätzlich hässlich. Iokaste war übrigens Ende zwanzig, haben die Autorinnen ausgerechnet...
Bei Pippi Langstrumpf wird in der Analyse viel über den zweiten Weltkrieg geschwafelt, aber an keiner Stelle die tragische Geschichte der Autorin erzählt, die ihr uneheliches Kind im Ausland zur Welt bringen und dort bei einer Pflegefamilie lassen musste. Kein Wunder, dass Astrid Lindgren davon träumte, sich wie Pippi nicht den Behörden und den Regeln beugen zu müssen, sondern einfach leben zu können, wie und mit wem sie will. Am Ende wird im Ausblick die Frage gestellt, ob der Weg in der realen Weltgeschichte "ins Matriarchat und in die Unterdrückung des weißen Mannes" führen wird. Als würden Männer automatisch unterdrückt, nur weil sie nicht mehr die Macht haben. Vom Feminismus haben die Autorinnen offensichtlich wenig Ahnung.

Tipp:
Die ersten 22 Seiten gibt es als kostenlose Leseprobe.


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