Freitag, 28. Dezember 2018

Rückblick statt Vorsätze


Seit meiner Kindheit gibt es immer wieder schlimme Nachrichten über Umweltzerstörung. Früher waren es der saure Regen, der radioaktive Niederschlag nach Tschernobyl, das Ozonloch. Heute sind es Mikroplastik im Essen und Trinkwasser, Spuren von Glyphosat in unseren Körpern und die Klimaerwärmung.
Man gewöhnt sich daran, dass immer wieder eine neue Bedrohung auftaucht. Und obwohl es doch irgendwie immer weiter gegangen ist bisher, dürfen wir die Probleme nicht ignorieren. Denn irgendwann geht es vielleicht doch nicht mehr weiter. Wenn der Mensch die Natur so sehr zerstört hat, dass er selbst nicht mehr von und in ihr leben kann.

Letzte Woche habe ich irgendwo gelesen:
"Das beste Geschenk, das wir unseren Kindern machen können, ist ein Planet, auf und von dem sie leben können."

Was den meisten Leuten gar nicht klar ist: Es geht dabei nicht nur um die Eisbären, um Bienen oder um die Rotbauchunke. Es geht darum, dass der Mensch sich in den nächsten Jahren selbst ausrotten wird. Der Planet wird uns überleben. Und ich bin sicher, dass auch genügend Gräser, Kakerlaken, Pilze und andere Lebewesen durchkommen werden. Nein, um "die Natur" mache ich mir gar keine so großen Sorgen. Aber ich möchte ganz gern, dass meine Kinder überleben und auch sehr gern meine Enkelkinder.

Ich bin ja eher linksalternativ aufgewachsen und schon immer etwas gegen den Strom geschwommen. Ich habe viele Moden einfach nicht mitgemacht, weil ich keinen Sinn darin gesehen habe. Ich habe schon immer gern Dinge repariert oder selbst hergestellt oder ersetzt. Das war in meiner Familie ganz normal. Um die Klappe zum Dachboden zu öffnen und die Leiter herunterzulassen, gab es ursprünglich eine Stange mit einem Haken dran. Eines Tages brach der Haken ab. Oder war die Stange verschwunden? Egal, jedenfalls hätte man ja eine neue kaufen können. Aber wir hatten eine Schaumkelle mit einem Haken dran, die fortan im Flur lag, damit wir weiterhin auf den Dachboden gelangen konnten. Wir sagen noch heute "Bodenöffner", wenn wir eine Schaumkelle meinen.

Als ich allein gelebt habe, habe ich immer Leitungswasser getrunken, weil ich einfach zu faul war, Wasserflaschen vom Supermarkt nach Hause zu tragen. Manche nennen es "Rohrperle", wir nennen es "Mondwasser". Warum, das ist eine andere Geschichte.

Ich hielt mich also eigentlich schon für relativ umweltfreundlich mit meinem Upcycling, DIY und Bio-Einkauf (und fair, regional, saisonal). Aber da geht noch mehr. In den letzten Monaten haben wir ein paar Schritte gemacht, die für andere vielleicht total normal oder völlig absurd sind. 

Jeder geht seinen Weg und macht die Schritte, die ihm gerade leicht fallen oder wichtig sind. 

Ich zähle mal auf, was wir so in der letzten Zeit verändert haben:

Wir kaufen kein Plastikflaschenwasser mehr, sondern trinken konsequent Leitungswasser. Wir haben Edelstahlflaschen für unterwegs und für nachts. In der Küche steht eine Glaskanne, die wir zweimal am Tag neu füllen. Saft kaufe ich nur noch in Mehrwegpfandflaschen aus Glas. Wenn wir mal Cola kaufen, dann wenigstens in der Mehrwegplastikflasche. Meine Kaffeeflasche für unterwegs mag ich sehr.

Unser alter Wasserkocher war zum größten Teil aus Plastik. Neulich habe ich gelesen, wie viele Mikroplastikpartikel sich jedes Mal davon lösen, wenn man so Wasser kocht. Und die trinken wir dann im Tee mit? Nein danke! Es gibt Wasserkocher ganz ohne Plastik. Wir haben uns für einen Kompromiss entschieden, dessen Griff aus Plastik ist, aber der Wasserbehälter ist komplett aus Edelstahl.

Im Gäste-WC, wo die Kinder und ich hauptsächlich die Hände waschen, gibt es schon lange keine Flüssigseife mehr. Bei der festen Seife achte ich jetzt immer darauf, welche ohne Palmfett zu kaufen. Außerdem kaufe ich kein Duschgel, Shampoo etc. in Plastikflaschen mehr. Ich habe eine Weile No-Poo versucht (Haare waschen nur mit Wasser), aber das funktioniert bei mir leider nicht. Dann habe ich Roggenmehl ein paar Wochen lang getestet, das ist mir leider auch zu umständlich in der Handhabung. Ich habe jetzt eine Seife gefunden, die ohne Plastikverpackung, Palmfett und Avocado auskommt. Damit wasche ich mich von oben bis unten. Die Haare bekommen anschließend eine "saure Rinse", also eine Spülung aus stark verdünntem Essig. Und eine erfreuliche Nebenwirkung ist, dass mir viel weniger Haare beim Waschen und Kämmen ausgehen als früher.

Putzmittel kaufe ich auch kaum noch. Für vieles genügt Essig, Natron/Soda, Zitronensäure, Salz, Alkohol und Spülmittel (da gibt es eins im Supermarkt, dessen Plastikflasche aus recyceltem Plastik gemacht wird). Aus den Schalen von Zitrusfrüchten mache ich einen prima Allzweck- und Kalkreiniger. Viele tolle Anleitungen für solche Putzmittel gibt es auf http://smarticular.net . 

Überhaupt sammle ich Schraubgläser, denn in denen kann man viele Dinge aufbewahren, z.B. schäle ich gern Knoblauch auf Vorrat und friere ihn ein - im Schraubglas!

Meine Kinder essen gern Schokomüsli. Neulich ist ihnen aufgefallen, dass das ja in eine Plastiktüte verpackt ist. Also haben sie mich beauftragt, eins ohne Plastik zu kaufen. Da ich keins gefunden habe, mischen wir es jetzt einfach selber. 4-Kornmüsli gibt es nämlich in Papiertüten. Schokolade gibt es in Papier. Ich hacke also die Schokolade, fülle sie ins Schraubglas und die Kinder geben einen Teelöffel voll davon auf ihr Müsli. "Mama, das schmeckt jetzt viel besser als früher!"

Obst und Gemüse kaufe ich schon lange ohne diese dünnen Plastiktütchen. Das meiste lege ich einfach lose in meinen Einkaufswagen und auf das Kassenband. Für kleine oder empfindliche Dinge wie z.B. Weintrauben nehme ich eine Papiertüte. Einkaufstaschen habe ich noch nie gekauft. Irgendwie waren immer schon welche da und wir benutzen sie halt. Manche habe ich etwas aufgehübscht.

Brot, Kuchen und Kekse backen wir ja schon lange selber, mein Mann backt sogar Brötchen, denn er verträgt keinen Weizen und "normale" Schrippen aus Dinkelmehl gibt es in unserer Gegend leider nicht.

Ich bin seit über 11 Jahren nicht mehr geflogen. Und als ich mich entschieden habe, mir ein Auto zu kaufen, weil ich die vielen Termine der Kinder anders nicht koordinieren kann, war mir besonders wichtig, dass es einen geringen Kraftstoffverbrauch hat. Und ich fahre auch nicht wegen jeder Kleinigkeit los, sondern verbinde immer mehrere Erledigungen, um Sprit zu sparen.

Unsere Putzlappen, Servietten und Baumwollpads sind aus Stoff, die Spüllappen sind gehäkelt. Taschentücher sind teilweise Tuch an Tuch in der Pappbox und teilweise aus Stoff, darüber habe ich noch gar nicht gebloggt. Ich nähe sie aus alter Bettwäsche, die ist schön weich und hautfreundlich. Meine Monatshygiene (bäh, was für ein blödes Wort!) besteht aus Stoffbinden (Ärmel von schwarzen Baumwoll-T-Shirts) und einem Moon Cup. Wir kaufen nur noch Recyclingklopapier. 

Als nächstes will ich Deo selber machen. Das wollte ich schon lange und mein aktueller Deoroller ist bald leer. Eine leere Cremedose aus Metall habe ich schon aus meinem Fundus gekramt.

Falls Du auch auf dem Weg zu einem Leben mit weniger Plastik und Müll bist, würde ich mich freuen, wenn Du mir schreibst, was Du bisher so umgesetzt hast und was Deine nächsten Schritte sind!

1 Kommentar:

  1. Hallo, es ist wunderbar, wie viel Du machst. Vieles mache ich ähnlich vor allem im Bereich Kosmetik und Haushalt. Vor einigen Jahren habe ich u.a. über den Blog https://langsamerleben.wordpress.com/ angefangen, Salben und Aftershave herzustellen. Dadurch benötige ich keine Creme mehr. Der Blog fungiert mittlerweile nur noch als Archiv und ist gut.
    Als stille Blog Leserin bei Dir lese ich gerne davon wie Du Sachen re- und upcycelst. Ich verändere meine Kleidung auch gern ab, Neues ist oft second hand, neuen Stoff kaufe ich möglichst bio oder in Sozialläden zB als ehemalige Tischdecke.

    Ich wünsche Dir alles Gute und danke Dir für die vielen Inspirationen auf Deinem Blog!
    Liebe Grüße
    Anna

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