Es ist der 5te und
Frau Brüllen fragt wie jeden Monat:
"Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?"
05:30
Mein Mann steht auf. Er versucht, leise zu sein, aber ich wache immer auf.
06:20
Mein Wecker klingelt. Ich stehe auf, gehe ins Bad, ziehe mich an, koche Kaffee.
06:25
Ich sehe nach Kind2, das sich gestern beim Schulsport am Knie verletzt hat. Aus dem Hochbett kommen diverse Grundzlaute, dann "Aua, aua, ich kann das Bein nicht strecken. Aber wir schreiben doch heute Deutsch."
06:30
Mein Mann packt sein Mittagessen ein, zieht Schuhe und Jacke an und geht zur Arbeit. Er bleibt so viel wie möglich im Homeoffice, aber alle ein bis zwei Wochen muss er leider hinfahren.
06:35
Kind1 kommt mit verstrubbelten Haaren in die Küche, macht sich Frühstück, setzt sich an den Esstisch und futtert.
06:40
Kind2 ruft mich. "Im Moment kann ich nicht aufstehen, aber die erste Stunde fällt heute aus, vielleicht geht es ja nachher wieder."
06:45
Kind1 hat aufgegessen und legt sich noch eine Weile auf das Sofa. Frühstücken sei ja sooo anstrengend. Ich räume die Küche auf.
07:00
Ich treibe Kind1 an, sich zu waschen, zu kämmen, die Zähne zu putzen und anzuziehen. Ich checke meine Mails. Bei Paypal hat jemand Geld geschickt. Ich verpacke ein Shirt, drucke den Versandschein, gehe in den Keller zum Drucker, um ihn zu holen, klebe ihn auf.
07:10
Kind1 und ich verlassen die Wohnung. Im Treppenhaus halten wir die Luft an. Corona verbreitet sich über Aerosole, die auch noch nach Minuten im Treppenhaus eingeatmet werden können. Bis Kind2 endlich auch vollständigen Impfschutz hat, sind wir so vorsichtig wie möglich. Deshalb fahre ich Kind1 täglich zur Schule und zurück. Mein Umwelt- und Klimagewissen leidet, aber wenigstens fahre ich nur ein kleines Auto mit geringem Benzinverbrauch. Am liebsten würden wir ja weiter Homeschooling machen, aber hier gilt leider Präsenzpflicht.
07:40
Ankunft am Gymnasium. Auf der Fahrt haben wir uns übers Gendern, unterbewusste Prägung im Kleinkindalter und Freiheit durch Vielfalt unterhalten. Ich genieße diese Gespräche mit Kind1.
07:45
Auf dem Rückweg halte ich kurz beim Postshop an, um die Sendung abzugeben.
08:10
Ankunft zuhause. Kind2 kommt mir strahlend entgegen gehumpelt: "Ich kann das Bein zwar nicht strecken, aber es tut nicht mehr weh. Kannst Du mich zur Schule bringen?" Normalerweise geht Kind2 zu Fuß zur Schule, aber natürlich mache ich heute mal eine Ausnahme. Bin ja schon froh, dass ich es nicht tragen muss wie gestern nach der Verletzung. Überlegt man sich ja auch nicht vor dem Kinderkriegen, dass man man womöglich 33 kg schwere Kinder rumschleppen muss. Ich schreibe dem Kind noch schnell einen Zettel, dass die Lehrer'innen bitte Rücksicht nehmen, weil es noch nicht wieder richtig laufen kann.
08:25
Ankunft bei der Grundschule. Kind2 humpelt tapfer zur Tür.
08:40
Ankunft zuhause. Ich mache meine Runde: Rolläden hoch, Fenster auf, schmutzige Wäsche und Müll einsammeln, getrocknete Wäsche vom Ständer abnehmen und Kondenstrockner leeren. Dank echtem Ökostrom hab ich hier kaum ein schlechtes Gewissen. Ich trockne so viel wie möglich an der Luft, aber bei Regen und mit vier Personen wird es in der Wohnung manchmal echt eng. Und die Abluft des Geräts trocknet die Wäsche auf dem Ständer gleich mit.
09:00
Die Schwägerin ruft an und fragt nach Kind2. Sie ist Physiotherapeutin und immer unsere erste Anlaufstelle bei solchen Verletzungen. Sie meint, das wird von allein wieder gut.
09:30
Ich schreibe hier und esse dabei ein belegtes Brot.
10:00
Ausgiebiges Telefonat mit meiner Schwester. Dabei stricke ich an einer Socke für
HelfenWOLLEn.
11:00
Kind1 hat heute viel früher Schluss als sonst, also ab zum Gymnasium. Unterwegs höre ich "Date Me, Bryson Keller!", eine bezaubernde Liebesgeschichte.
11:35
Kind1 steigt ins Auto und erzählt vom Schultag.
12:00
Ankunft zuhause. Ich koche einen Topf Nudeln und decke den Tisch.
13:10
Ich bringe den Müll raus und fahre danach zur Grundschule, um Kind2 abzuholen.
13:35
Kind2 steigt ins Auto und erzählt vom Schultag. Die Deutscharbeit ist super gelaufen.
13:50
Ankunft zuhause. Ich leere den Briefkasten. Wir essen zusammen. Die Kinder diskutieren irgendwas mit Minecraft. Ich schalte mein Hirn eine Runde auf Durchzug.
14:10
Mein Mann kommt nach Hause, wir trinken einen Kaffee zusammen und er erzählt von der Arbeit. Dann zieht er sich um und geht ins Homeoffice weiter arbeiten.
14:30
Ich rufe die Schwiegertante an, um mich für ihre Ansichtskarte aus dem Urlaub zu bedanken. Sie erzählt vom Urlaub und dass sie bald ihre dritte Impfung bekommt.
15:00
Da stehen noch zwei volle Einkaufstaschen von gestern, die räume ich endlich mal aus. Die gekühlten Lebensmittel kommen natürlich immer sofort in den Kühlschrank bzw. ins Gefrierfach. Aber der Rest steht halt manchmal eine Weile rum.
15:30
Ich sortiere den Berg sauberer Wäsche, stelle den Kindern je einen Korb mit ihrer eigenen Wäsche in die Zimmer, falte den Rest und räume ihn in die Schränke.
16:00
Mein Mann macht Feierabend und schaut mit Kind1 eine Folge irgendeiner SciFi-Zeichentrickserie und ich entferne ein paar Spinnen und Spinnweben aus dem Zimmer von Kind2.
16:15
Ich räume die Spülmaschine aus und wieder ein.
16:30
Ich schreibe hier.
17:00
Ich schau bei Twitter rein. Na sowas, da erklärt mir jemand, was ich gestern getweetet habe. Ist ja nett, aber so senil bin ich noch nicht. Man muss mir meine eigenen Tweets nicht erklären.
17:15
Ich erledige die Haushaltsabrechnung von August. Bin mal wieder spät dran.
18:00
Ich schäle einen Berg Möhren, schneide Brot in Scheiben und bereite das Abendessen vor.
19:00
Mein Mann und ich schauen "American Housewife", werden aber von Piepsgeräuschen unterbrochen. Irgendwas ist mit der Heizung nicht in Ordnung, aber ein Nachbar kümmert sich drum. Wir heizen eh noch nicht. Wozu gibt es kuschelige Wollsocken, Pullover und Decken?
20:00
Die Kinder sind schon bettfertig. Ich putze ihnen noch die Zähne nach, räume die Küche auf, stelle alles für morgen früh bereit.
20:30
Ich gebe Kind2 ein Coolpack im Waschlappen, um das schmerzende Knie zu kühlen und wir sagen uns alle Gute Nacht.
21:00
Ich lese noch ein paar Seiten und gehe auch schlafen.