Titel: Die Bilder unseres Lebens -Eine Familie zwischen Film und Freiheit
Autorin: Ines Thorn
Klappenbroschur
427 Seiten
Verlag: Rütten & Loening
978-3-352-00937-2
Preis: 16,99 € (D), 17,50 € (A)
Klappentext:
Die Zeit, die uns trennt.
Mit Leidenschaft hat die Familie Lindemann das Kino „Die Schauburg“ in Leipzig betrieben. Bis sie nach dem Krieg enteignet wird. Besonders Mutter Ursula fällt es schwer, sich an die Vorgaben der neuen Machthaber zu halten. Ihr Mann Gerhard kommr versehrt von der Front zurück und versucht mühsam, wieder ins Leben zu finden. Auch ihre Tochter Sigrid, die sich kaum an Friedenszeiten erinnern kann, ist verunsichert. Ob die Ausbildung zur Lehrerin das Richtige für sie ist? Nur Stefan, der Sohn, hält an seinem alten Traum fest. Und um Filme machen zu können, beschließt er sogar, die Heimat hinter sich zu lassen und nach West-Berlin zu gehen. Schon bald merken die Lindemanns, wie schwer es ist, familiäre Bande aufrechtzuerhalten, wenn man getrennt ist durch den Eisernen Vorhang.
Authentisch und hochemotional: ein großes Familienepos während der deutschen Teilung
Meine Meinung:
Die Figuren sind sehr flach.
Ursula z.B. geht nach Kriegsende zu den Russen, weil sie eine Genehmigung braucht, wird dort offenbar über viele Stunden misshandelt, vermutlich auch vergewaltigt. Sie beschließt, die Erinnerung daran zu verdrängen. Bald darauf beklagt sie sich, dass ihr Mann keinen Sex will, sie habe schließlich auch Bedürfnisse und hat eine Affaire mit einem Fremden. Man muss kein Psychologe sein, um zu wissen, dass keine Frau so tickt.
Dann grübelt Sigrid, wo sie und Rudi wohnen sollen, falls sie heiraten würden, denn die Wohnung von ihren Eltern ist viel zu klein. Einige Seiten später sind sie verheiratet und wohnen bei den Eltern. Das hätte ich gern etwas ausführlicher gelesen, wie sie über das Problem sprechen, wer nun wo genau schläft, wie sie versuchen, eine andere Wohnung zu finden. Aber es ist dann einfach so, basta. Ich hätte auch gern von der Hochzeit gelesen.
Hochemotional, wie im Klappentext versprochen, ist hier fast gar nichts. Das "aufregendste" ist noch der Moment, als Sigrid denkt, Rudi will ihr einen Antrag machen, aber er nur sagt, es wäre Zeit für sie, in die SED einzutreten. Sie sagt automatisch "Ja!", heult sich aber später bei Mutter und Oma aus.
Man erfährt leider auch gar nichts über den Betrieb des Kinos. Es werden halt Karten verkauft und der Film wird vorgeführt. Da hätte ich mir Details gewünscht. Die Handlung von ein paar Filmen wird beschrieben, aber von vielen Filmen wird einfach nur der Titel erwähnt. Das erscheint mir regelrecht lieblos. Die Familie könnte auch eine Metzgerei oder ein Café haben, man würde keinen Unterschied bemerken.
Sigrid und ihr Bruder fahren 1949 mit der Bahn von Leipzig nach Berlin-Schöneweide und von dort weiter mit der S-Bahn zum Zoo. Die Wikipedia sagt aber: "Als Folge der Berliner Teilung ließ die Deutsche Reichsbahn viele Schnellzüge nach dem Krieg zu Bahnhöfen in Ost-Berlin fahren. Aus Richtung Halle und Leipzig war dies erst 1951, mit Fertigstellung der ersten Abschnitte des Berliner Außenrings, möglich. Die Verbindung über die Anhalter Bahn direkt nach Berlin und der im Krieg schwer zerstörte Anhalter Bahnhof in Berlin-Kreuzberg wurden am 18. Mai 1952 geschlossen." Man wäre damals also zum Anhalter Bahnhof gefahren. Wenn ich das schon mal eben recherchieren kann, warum machen das nicht die Menschen, die an so einem Buch mitarbeiten (Autorin, Lektorat)?
Ich habe mich jetzt 100 Seiten lang gequält, weil mir die Idee eigentlich gut gefällt. Aber die Umsetzung ist leider überhaupt nicht gelungen.
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