Mittwoch, 26. August 2020

Gelesen: "Die Hafenschwester - Als wir zu träumen wagten" von Melanie Metzenthin

 


Coverbild freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt

Autorin: Melanie Metzenthin
Titel: Die Hafenschwester - Als wir zu träumen wagten
Reihe: Die Hafenschwester (1)
Preis: 15,00 € [D], 15,50 € [A], CHF 21,90 
Paperback, Klappenbroschur
464 Seiten
ISBN: 978-3-453-29233-8
Erschienen am 09. September 2019

Klappentext:

Hamburg, 1892: Die Cholera erschüttert die Stadt an der Elbe und fordert tausende Opfer. Als Marthas Mutter stirbt, muss sie das Überleben ihrer Familie sichern. Die junge Frau aus dem armen Gängeviertel ergattert eine Lehrstelle am Eppendorfer Krankenhaus und arbeitet sich bis zur OP-Schwester hoch. Während die Ärzte sich im Wettlauf gegen die Zeit befinden, ist Hamburg auch im politischen Umbruch: Die Hafenarbeiter streiken, die Frauen kämpfen ums Wahlrecht und für die Rechte von Prostituierten. Martha schließt sich der Frauenbewegung an und führt gleichzeitig ihren ganz persönlichen Kampf. Denn sie hat nicht nur die Liebe zur Medizin entdeckt, sondern – gegen die strengen Regeln am Krankenhaus – auch zu einem jungen Mann …

Meine Meinung:
Ich hab ja immer so Phasen, in denen ich mich mit bestimmten Themen beschäftige. Diesmal sind es historische Romane aus dem Bereich der Medizin. Nach dem jeweils ersten Teil von "Fräulein Gold" und der Hebammen-Saga lief mir "Die Hafenschwester" über den Weg.
Schon von der ersten Seite an war ich abgetaucht in die Stadt Hamburg im ausgehenden 19. Jahrhundert. Die Protagonistin Martha war mir sofort sympathisch und es war interessant und spannend, die Welt mit ihren Augen zu sehen. Die ersten Kapitel handeln von der Cholera-Epidemie in Hamburg, die erschreckend starke Parallelen zur aktuellen Corona-Pandemie hat. Kurze Zeit dachte ich sogar, die Autorin hätte die Gegenwart zum Anlass genommen, um diesen Roman zu schreiben, aber er ist ja schon vor knapp einem Jahr erschienen, da wusste noch niemand, was 2020 auf uns zukommen würde. So wie auch heute verschiedene Länder unterschiedlich mit der Lage umgehen, so war es auch damals. Während in Bremen die Bevölkerung aufgeklärt wurde, um die Anzahl der Infektionen gering zu halten, sodass es dort nur wenige Tote gab, wollten die Hamburger Kaufleute, dass alles "normal" weiterläuft, damit sie weiter ihre Geschäfte machen können, was dazu führte, dass niemand bescheid wusste und sich unnötig viele Menschen ansteckten und an der Cholera starben. Ehrlich gesagt, habe ich beim Lesen oft in Gedanken das Wort "Cholera" durch "Corona" ersetzt. Es macht kaum einen Unterschied!
Das nächste große Thema ist der Hamburger Arbeiterstreik. Die Arbeitsbedingungen im Hafen wurden immer schlimmer, die Männer mussten immer mehr arbeiten, bekamen aber nicht mehr Geld, mussten aber steigende Mieten zahlen. Und die Vermieter waren meist genau die Kaufleute, für die sie gearbeitet haben. Die reinste Ausbeutung, ein Thema, das auch heute noch aktuell ist.
Als drittes geht es um Frauenrechte. Martha arbeitet gern als Krankenschwester. Sie braucht den Beruf aber auch, um ihren Vater und ihren kleinen Bruder zu unterstützen, nachdem ihre Mutter an der Cholera gestorben ist und der Vater nach einem Unfall nicht mehr im Hafen arbeiten kann. Sie darf aber nicht heiraten. Nur unverheiratete Frauen durften als Krankenschwester arbeiten. Während Männer ja schon immer beides durften. Hinzu kommt, dass viele Mädchen in den armen Vierteln keine andere Wahl hatten, als anschaffen zu gehen, schon allein, weil sie von ihren Vätern dazu gezwungen wurden. Und unehelich geborenen Mädchen blieb sowieso nichts anderes übrig, weil die "Schande" ihrer Geburt an ihnen haftete, während unehelich geborene Jungen z.B. als Botenjungen arbeiten und "anständiges" Geld verdienen konnten. Martha knüpft Kontakte zu Menschen, die diese Ungerechtigkeiten abschaffen wollen. Sie kämpft für die Rechte der Arbeiter, der Frauen allgemein, sie hilft Kindern aus armen Familien und auch Prostituierten.
Besonders gut hat mir gefallen, wie sich die einzelnen Figuren entwickeln. Jede hat ihre Geschichte, die sie zu dem gemacht hat, was sie sind. Jede geht ihren eigenen Weg, macht dabei auch mal Fehler, gerät in eine Sackgasse und entdeckt, dass es auch abseits ihrer ursprünglichen Pläne noch Möglichkeiten gibt, ans Ziel zu kommen.
Es geht um Familie, Freundschaft, Liebe, Solidarität. Es geht um das persönliche Glück einzelner, aber auch darum, mit den eigenen Möglichkeiten die Welt ein Stückchen besser zu machen.
Ich freue mich schon auf den zweiten Teil!

Tipp:
Die ersten 39 Seiten gibt es als kostenlose Leseprobe.

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