Donnerstag, 9. Januar 2020

Die Welt retten?


Die Sache mit den guten Vorsätzen
Zum Jahreswechsel haben viele Leute gute Vorsätze, was sie im neuen Jahr anders oder besser oder nicht mehr machen wollen. Ich habe das bisher eher selten gemacht, weil ich beobachtet habe, dass sich mein Leben selten an meine Pläne hält. Stattdessen schau ich gern auf das vergangene Jahr zurück. Ich habe 2019 wenig gebloggt und wenn, dann hauptsächlich über die Bücher, die ich gelesen habe. Allerdings repräsentiert das nicht ansatzweise mein Leben.

Was mich früh geprägt hat: Kapitalismus und Patriarchat
Ich bin ja schon fast mein ganzes Leben eher alternativ-öko-friedensbewegt unterwegs. Als Kind von Kriegskindern fand ich Frieden schon immer erstrebenswert. Aus Geldmangel wurde in meiner Kindheit viel selbst gemacht, wiederverwendet, verzichtet, repariert und einfach wenig in den Müll geworfen. Später dann hat die Ablehnung meiner Mitschüler'innen bei mir zu einer Trotzreaktion geführt. Ich konnte mir keine Levi's Jeans oder DocMarten Schuhe leisten und als ich deshalb ausgegrenzt wurde, wollte ich auch gar nicht dazugehören, indem ich mir möglichst ähnliche Sachen kaufe. Ich hab z.B. gar keine Jeans mehr getragen, sondern Stoffhosen, Röcke, Kleider und Leggins.
Ich war auch schon Feministin, bevor ich in die Pubertät kam. Ich bin in einem reinen Frauenhaushalt aufgewachsen. Meine Mutter war geschieden. Ihre Mutter war geschieden. Und deren Mutter war ihr Leben lang ledig. Frauen waren also prägend, Männer kamen eher als Störfaktoren vor.
Zwar hab ich mich später auch geschminkt und gestylt, aber eher, um meinen eigenen Stil zu entwickeln und mich von anderen abzuheben, als nur um Männern zu gefallen. Wenn mich einer anbaggern wollte und nur über mein Äußeres laberte, hab ich ihm mächtig die Meinung gegeigt. Bald wurde es mir dann einfach zu zeitaufwendig und zu teuer, mich so viel um mein Aussehen zu kümmern. Kleidung soll in erster Linie praktisch sein und mich wärmen. Meine Haare sollen pflegeleicht sein. Kurze Haare musste ich alle 6 Wochen nachschneiden lassen. Also trage ich lange Haare und schneide sie selbst. Schminke kommt nur noch sehr wenig zum Einsatz. Um Frauenzeitschriften und ähnliche Einflüsse mache ich schon lange einen großen Bogen.
Ich hab noch nie eine Kreuzfahrt gemacht.
Meine letzte Flugreise war 2007.
Die letze private Flugreise ist sogar noch länger her, das war im Jahr 2000.
Beim letzten Umzug im Jahr 2010 sind wir auf Naturstrom* umgestiegen.
So hielt ich mich eigentlich für ziemlich umweltfreundlich.

Muss man Wasser aus Plastikflaschen trinken?
Im Herbst 2018 wurde mir plötzlich bewusst, wie viel Plastikmüll bei uns anfällt. Wir tranken damals noch Wasser aus Einwegplastikflaschen. Jede Woche fütterte ich im Supermarkt den Leergutautomaten. Jede Woche schleppte ich neue, volle Flaschen nach Hause. Wir tranken aus Plastik und dachten uns nichts dabei. Aber die Stimmen anderer Umweltschützer'innen wurden immer lauter und endlich begriff auch ich, dass ich etwas ändern muss. Ich nahm einen großen Glaskrug aus dem Küchenschrank, füllte ihn am Wasserhahn und stellte ihn auf den Tisch. Wenn ich Durst hatte, füllte ich mein Trinkglas mit diesem Wasser und trank. Revolutionär!!!

Muss Kosmetik in Plastik verpackt sein?
Dann nahm ich die vielen Plastikflaschen im Badezimmer wahr: Flüssigseife, Shampoo, Spülung, Haarkur, Duschgel und Bodylotion. Dabei war ich mit dem Zustand meiner Haare und meiner Haut gar nicht zufrieden. Ich kaufte mir zwei Stücken Seife*: eins zum Duschen und eins fürs Händewaschen. Sie ist vegan, ohne Palmfett und ohne Plastikverpackung. Dazu hat sie auch noch einen Charity-Effekt. Meine Haut ist schöner geworden und ich brauche weder Handcreme noch Bodylotion.
Das mit den Haaren hat länger gedauert. Erst hab ich die No-Poo-Methode probiert. Die Idee finde ich super, aber leider funktioniert sie bei mir nicht. Dann hab ich meine Haare mit Roggenmehl gewaschen. Das fanden meine Haare zwar gut, aber mir war es zu umständlich. Als nächstes hab ich normale Seife und Haarseife probiert, anschließend eine saure Rinse mit Essig gemacht. Das war schon besser, aber ich war noch nicht zufrieden. Glücklicherweise hab ich dann festes Shampoo* entdeckt. Seitdem sind meine Haare wunderbar! Ich muss sie seltener als vorher waschen, die Spitzen brechen nicht mehr ab und ich brauche weder Spülung noch Kur.
Nebenbei hab ich aus Neugier Deo* selbst hergestellt. Das ist so kinderleicht, wirksam und billig, dass ich es kaum glauben konnte!

Müssen Lebensmittel in Plastik verpackt sein?
Als nächstes waren die Lebensmittel dran. Ich kaufe schon lange größtenteils bio ein, dabei möglichst fair, regional und saisonal. Aber auf die Plastikverpackung hatte ich weniger geachtet. Inzwischen hab ich viele Artikel ersetzt. Dinge wie Zucker*, Getreideflocken*, Müsli* und Schokolade kaufe ich jetzt in Papier oder Pappkarton statt in Plastik. Unser Bioladen* hat zum Glück auch viel Obst, Gemüse und Kartoffeln lose. Ich fülle sie in leichte Beutel, die ich mir aus einer alten Gardine genäht habe. Und immer, wenn ich zum Stricktreffen von Helfen WOLLEn fahre, komme ich bei einer Filiale der Biocompany* vorbei, die ein großes Angebot an unverpackter Ware hat. Dort kaufe ich Trockenfrüchte, Getreide, Nüsse, Gummibären, Schokolinsen, die ich in mitgebrachte Schraubgläser fülle.
Im vergangenen Jahr habe ich auch viel selbst im Garten angebaut: Kartoffeln, Tomaten, Möhren, Zucchini, Kräuter. Das spart neben der Verpackung auch die Transportwege.

Muss ich jeden Tag Auto fahren?
Da ich nicht berufstätig bin, muss ich nicht jeden Tag unterwegs sein. Deshalb kann ich meine Fahrten bündeln und somit Benzin sparen. Meine Kinder haben dank des Berliner Senats eine kostenlose Monatskarte, sodass ich sie nicht mehr überall hinbringen muss. Meinen Kindern macht es Spaß und sie fühlen sich schon sehr erwachsen, weil sie allein mit Bus & Bahn fahren können. Ich spare Zeit und Benzin, das freut auch die Umwelt.

Warum arbeite ich nicht?
Also zuerst einmal arbeite ich ja. Neben der Haus- und Gartenarbeit betreue ich meine Kinder nach der Schule, rede mit ihnen über die Probleme unserer Welt, zeige ihnen, wie man Dinge selber machen kann.
Ich muss nicht berufstätig sein. Mein Mann verdient genug, um die Familie zu ernähren und ich sorge natürlich für meine Rente privat vor. Wenn man Konsum verweigert, spart man auch Geld. Ich vermisse meinen alten Job auch nicht.
Vor allem aber bin ich so umweltfreundlicher als wenn ich jeden Tag zur Arbeit fahren würde, besondere Kleidung tragen und meine Kinder fremdbetreuen lassen müsste.

Schade ich damit der Wirtschaft?
Ja, sicher. Aber die Wirtschaft schadet unserem Planeten, also unserer Lebensgrundlage. Frei nach dem Motto "Mach kaputt, was dich kaputt macht" kämpfe ich gegen die Ausbeutung der Natur. Viele Menschen sind geblendet von der Vorstellung, dass sie das kapitalistische Patriarchat bewahren müssen, damit sie selber reich werden können. Dabei funktioniert dieses System nur durch Ausbeutung und Unterdrückung. Es definiert Reichtum nur als relativen Wert. Wenn jemand mehr Geld hat als die Menschen um ihn herum, fühlt er sich reich. Dabei muss er aber immer Angst vor Kriminalität haben und jammert über Steuern und sonstige Abgaben, mit denen Arbeitslosigkeit, Umweltschäden usw. ausgeglichen werden. Wenn man aber dafür sorgt, dass es allen besser geht, dass der Planet auch in Zukunft eine gesunde Lebensgrundlage für uns Menschen sein kann, dass alle zufrieden sind und es keinen Neid, keine Armut, keine Ausbeutung gibt, keine Kriege und keine Kriminalität, erst dann sind wir doch wirklich wohlhabend!

*Nennt es Werbung, aber ich wurde dafür nicht beauftragt oder bezahlt. Ich empfehle einfach nur die Dinge, die ich selbst benutze und gut finde.

1 Kommentar:

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