Nachdem mir "Unser Hof in der Bretagne" so gut gefallen hat, wollte ich gern mehr in dieser Richtung lesen, egal ob als Erfahrungsbericht oder Fiktion. Aber "Die Liebe fliegt, wohin sie will" konnte mich leider nicht überzeugen. Die Figuren sind alle sehr flach und die Protagonistin ist mir unsympathisch. Das Setting erinnert mich auch sehr an "Ein Jahr Inselglück": Um ein Erbe antreten zu können muss die Hauptfigur für eine bestimmte Zeit an einen Ort, den sie normalerweise meiden würde wie der Teufel das Weihwasser. Na, dann verzichte halt auf das Erbe, verdammt! Oder mach das beste draus, aber jammer nicht herum! Nach der Hälfte habe ich aufgegeben.
Es kann sein, dass "Urban Gardening mal anders" inhaltlich sehr gut is, aber der Schreibstil ging mir einfach extrem auf die Nerven.
Ein paar Beispiele:
"Alles begann damit, dass mir eine knapp zehn Jahre ältere Ossi-Braut den Kopf verdrehte, mein heutiges Eheweib, Ildiko." Ossi-Braut? Eheweib? Redet der in natura auch so?
"Stundenlanges Stehen und Sensen am Hang, wortwörtlich bis zum Erbrechen. Die Folge waren blutende Handflächen, übersät mit daumennagelgroßen Blasen, aber auch ein sehenswertes Tagwerk." Ja, Arbeit kann zu Verletzungen führen, aber ich brauche keine so plastischen Beschreibungen.
"Zu Beginn machte mich das Gebimmel der muhenden Meute wahnsinnig. Ich war versucht, jedem einzelnen Milchvieh die Glocke vom Hals zu reißen." Erst zu viele M-Alliterationen, dann noch Gewaltphantasien. Nein Danke!
"Wir entwickelten, nachdem auch ich mir in der Hitze des alpinen Sommers das Buch zu Gemüte geführt hatte, die fixe Idee, selbst eine kleine Cityfarm zu gründen, für uns und unsere Freunde als privaten Rückzugsort sozusagen, woraus ja bekanntlich nur bedingt etwas wurde." Unnötig lange geschraubte Sätze und umständliche Formulierungen. Eine Kuh ist eine Kuh, warum muss man da "Milchvieh" schreiben? Er hat ein Buch gelesen, aber das ist wohl nicht hochtrabend genug, nein, er hat es sich zu Gemüte geführt. Und was heißt hier "bekanntlich"? Da werden Informationen vorausgesetzt, die ich nicht habe.
Nach 10% habe ich aufgegeben.
Dieselbe Geschichte, nur anders erzählt, würde mir sicher gefallen. Aber "Sylter Welle" hat einen so flapsigen Schreibstil und einen Humor, der einfach nicht meiner ist. Dazu kommt noch Gewalt gegen Kinder, über die ich so nicht lesen will. Deshalb habe ich nach 13% aufgegeben.