Mittwoch, 29. November 2023

Gelesen: "Die Freundinnen vom Strandbad - Wellen des Schicksals" von Julie Heiland

 




Autorin: Julie Heiland
Titel: Die Freundinnen vom Strandbad - Wellen des Schicksals
Reihe: Die Müggelsee-Saga, Band 1
Verlag: Ullstein
624 Seiten
Erscheinungstag: 27.05.2022

Taschenbuch
Preis: 11,99 €
ISBN 9783548065595

eBook
Preis: 9,99 €
ISBN 9783843726818


Klappentext:
Ost-Berlin, an einem heißen Julitag 1956: Ein dramatischer Badeunfall lässt drei junge Mädchen zu unzertrennlichen Freundinnen werden. Obwohl sie aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen kommen, teilen sie von nun an alles miteinander: Claras Träume von einem Leben im Westen, Bettys Liebe zum Film und einem regimetreuen Regisseur und Marthas Begeisterung für die FDJ. Die drei erleben die Höhen und Tiefen der ersten Liebe und streben gemeinsam nach Freiheit und Glück — nichts bringt sie auseinander. Bis schließlich der Bau der Mauer ihre Heimatstadt teilt und sie vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens stehen: fliehen oder bleiben? 

Meine Meinung:
Die Geschichte ist sehr spannend und die Zeit des Mauerbaus ist natürlich historisch sehr wichtig und interessant. Die Figuren haben mir gut gefallen, wenn auch manches etwas unglaubwürdig oder unlogisch war, z.B. Ronnys Liebeserklärung. Oder das Alter von Charlie: Wenn er Sohn eines britischen Besatzers ist, kann er frühestens 1945 gezeugt worden sein, dann wäre er im Sommer 1960 maximal 15 Jahre jung. Er sagt Betty seinen Nachnamen, aber später weiß sie den angeblich nicht. Dafür sucht sie ihn im Studentenwohnheim, obwohl er an keiner Stelle sagt, dass er studiert oder aus anderen Gründen in so einem Heim wohnt. Claras Großvater wohnt mit bei der Familie, aber mal ist er der Vater der Mutter und mal der Vater des Vaters. Und warum sind auf dem Cover nur zwei Mädchen abgebildet, wenn es in der Geschichte um drei geht?
Dass die Autorin mehrmals den - wie ich ihn nenne - Superquamperfekt benutzt ("Sie hatte ein Spiel geplant gehabt"), sollte ein gutes Lektorat bitte dringend ausbessern. Was mich aber wirklich stört, ist die mangelhafte Recherche, was es damals in der DDR überhaupt gab und auch wie man gesprochen hat. Man sagte noch nicht "joggen" und "Jeans". Man hätte auch ein Erlebnis nicht mit einem Marathonlauf verglichen, das war damals noch kein Volkssport. Man hätte nicht einfach bergeweise Luftballons für eine Party besorgen können. Buntes Papier gab es vielleicht, aber das hätte man nicht für ToDo-Listen vergeudet. Man wäre mit der Familie nicht in den Zoo, sondern in den Tierpark gegangen. Man hätte unter den Trümmern des zweiten Weltkriegs keine Plastikkübel gefunden, weil Plastik 1945 noch kein Material für Alltagsgegenstände war. Und ob man im Rathaus Friedrichshagen 1960 heiraten konnte, wage ich zu bezweifeln. Dort war von 1946 bis 2011 eine Polizeiwache. Der Höhepunkt der Geschichte findet angeblich bei Neumond eine Woche nach dem Mauerbau statt. Mit wenigen Klicks kann man herausfinden, dass der erste Neumond nach dem Mauerbau erst Anfang September war.
Nennt mich ruhig pedantisch, aber ich finde, wenn man eine Geschichte zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort spielen lässt, muss man sich auch daran halten, was man heute über diese Zeit und diesen Ort weiß, insbesondere wenn man  wie die Autorin Journalistik studiert hat!
Trotzdem werde ich auch den zweiten Band lesen, weil ich wissen will, wie die Geschichte weitergeht.
Mein Lieblingszitat aus diesem Buch: "Nennen Sie Frauen nicht hysterisch, wenn sie wütend sind!"

Tipp:
Die ersten 40 Seiten gibt es als kostenlose Leseprobe.


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