Glückliche Menschen sind gesündere Menschen, das wissen wir spätestens seit Hirschhausen. Aber was macht uns glücklich? Regelmäßig das neueste Handy? Mehr Geld verdienen als der Nachbar? Dünn sein? Nein, das alles hat nichts mit Glück zu tun!
Wir wissen es doch eigentlich alle: Wir sind glücklich, wenn wir etwas tun, was uns Spaß macht. Wenn wir mit Menschen zusammen sind, die wir mögen. Und wenn wir anderen helfen und damit die Welt ein Stückchen besser machen können.
Wenn ich nähe, stricke oder häkle, bin ich schnell im Flow. In Wolle oder Stoffen zu wühlen, die unterschiedlichen Farben zu sehen, Texturen zu spüren, Material und Schnitt- bzw. Strickmuster zu kombinieren, mir selber neue Sachen auszudenken, das spricht all meine Sinne an und ich fühle mich wunderbar dabei.
Das ganze nicht nur allein im stillen Kämmerlein zu tun, sondern gemeinsam mit anderen, ist noch viel schöner. Der Austausch hier im Netz hat mir vor etwa 10 Jahren ganz neue Dimensionen eröffnet, da gibt es Tutorials und Knit Alongs oder Sew Alongs, Blogs, Audio- und Videopodcasts. Und ich kann mir genau aussuchen, wen und was ich mag.
Am schönsten sind aber echte Begegnungen mit Menschen, die dieselbe Leidenschaft haben. Es lohnt sich immer, zu einem Stricktreffen zu gehen! Egal, ob wir gemeinsam schweigen, weil wir gerade im Flow sind oder ob wir uns über Materialien, Techniken oder über Politik, Bücher, Filme und Reisen unterhalten. Es ist immer wunderbar!
Anfang Juni habe ich noch eine weitere Stufe kennen gelernt. Es handelt sich um eine Gruppe, die gemeinsam für Berliner Obdachlose strickt. Es ist eine bunt gemischte Truppe, die sich monatlich trifft. Als ich das erste Mal dabei war, habe ich mit ganz unterschiedlichen Leuten bezaubernde Gespräche geführt. Und es war so schön, diesen Berg an gestrickten und gehäkelten Mützen, Schals, Socken, Handschuhen und Stulpen zu sehen, die mit Anhängern mit der Aufschrift "Wir schenken Dir ein wenig Wärme" versehen an verschiedene Berliner Einrichtungen verteilt werden, damit die geschätzten 5000 Berliner Obdachlosen auch den nächsten Winter überstehen. An diese Menschen zu denken, rückt auch die Sicht auf das eigene Leben wieder etwas zurecht. Und es tut so gut zu helfen. Und helfen muss kein Opfer sein! Ich stricke gern. Die Wolle stammt aus Privathaushalten. Es sind Reste oder Stash-Leichen. Einige Wollgeschäfte spenden auch Resteknäuel.
Wenn Ihr auch helfen wollt, dann schaut doch mal in die Gruppe rein bzw. sucht mal, ob es in Eurer Nähe vielleicht etwas ähnliches gibt oder gründet eine Gruppe! Ihr könnt auch Wolle spenden oder gestrickte Sachen per Post an die Gruppe schicken. Die können auch aus Eurem eigenen Kleiderschrank stammen. Manchmal strickt man sich ja etwas, findet es auch wunderschön, trägt es aber nie. Da ist es doch eine schöne Idee, wenn das Teil jemanden wärmt, der diese Wärme wirklich braucht!
Falls Ihr selber gar keine Handarbeiten macht, habt Ihr vielleicht eine andere Leidenschaft, die Ihr zum Helfen nutzen könnt? Ihr könnt z.B. in Krankenhäusern oder Pflegeheimen Musik machen, Bücher vorlesen, Spaziergänge machen oder den Menschen einfach nur zuhören und ihre Hand halten. Ihr könnt als Lesepate in Kitas oder Schulen Flüchtlingskindern (bzw. Willkommenskindern, wie sie an unserer Schule heißen) beim Lesenlernen helfen. Oder als freiwillige Großeltern Zeit mit Kindern verbringen.
Meine Schwester engagiert sich ehrenamtlich für Tiere. Sie half schon sehr vielen Hunden aus dem Tierschutz, ein neues Zuhause zu finden. Für die Vermittlung von Pflegehunden und Adoptionen macht sie im Auftrag eines Vereins Vorkontrollen und führt Beratungsgespräche mit Interessenten. Wenn ein Tier für die Vermittlung eine längere Reise antreten muss, weil z.B. der Hund in Frankfurt an der Oder lebt und der Mensch in Aachen, dann ist sie manchmal Teil der Fahrkette. Später macht sie die Nachbetreuung. Sie war auch selbst schon Pflegestelle. Diese Arbeit wird nicht bezahlt, zumindest nicht mit Geld. Aber es liegt ihr am Herzen, dass Menschen und Tiere zusammen finden, die zusammen passen. Eine gelungene Vermittlung macht sie glücklich.
Andere Leidenschaften von mir sind das Tanzen und Schwimmen.
Darüber werde ich morgen schreiben.
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