Der Herbstjacken-Knitalong hat ein paar Fragen:
1. Wie lange strickst du schon ?
2. Wer hat dir das Stricken beigebracht ?
3. Kannst du dich an dein erstes Strickstück erinnern und was war es ?
Als ich vier oder fünf Jahre alt war, habe ich die ersten Strickversuche gemacht. Keine Ahnung, was der Auslöser war, aber ich weiß noch genau, dass es ein Topflappen werden sollte aus dunkelgrüner Baumwolle (das war bestimmt nicht meine Idee). Das Garn war hässlich, hart und blöd, außerdem hat der Faden mir den linken Zeigefinger abgeschnürt, den ich somit auch nicht abspreizen konnte, wie es meine Mutter und meine älteste Schwester immer forderten: "Halt den ganz weit weg, als ob er stinkt!" Ich hab geheult und das doofe Strickzeug hingeschmissen.
Etwas später hatte ich ein kleines Kunststoffpüppchen namens Emily Erdbeer. Für sie wollte ich einen Schlafsack haben. Meine Mutter meinte, ich könne das selber stricken. Also schlug sie mir die Maschen an, in sonnengelbem Polyacryl, ich strickte kraus rechts, bis das Teil groß genug war, also so ungefähr 10 x 7 cm. Sie hat für mich abgekettet und das Teil zusammengenäht. Ich war selig und so stolz, dass ich diesen Schlafsack selbst gemacht hatte!
Meine ersten Socken habe ich mit acht oder neun Jahren gestrickt, sie waren hellblau mit bunten Ringeln am Schaft, das hatte ich selbst entworfen. Mein erstes Oberteil (an das ich mich erinnere) war eine wollweiße, kurze Zopfmusterjacke aus der Zeitschrift Carina, da war ich ungefähr 15 Jahre alt.
4. Wie alt ist das älteste Strickstück, welches du noch besitzt? Hast du ein Foto davon?
5. Wird bei dir in der Familie gestrickt ?
Meine Mutter und Oma haben gestrickt, aber sie leben beide leider nicht mehr.
Meine Schwester am anderen Ende der Welt strickt und häkelt viel.
Meine Schwägerin und die Schwiegercousine haben früher gestrickt, aber das hat auch stark nachgelassen.
6. Strickst du nur für dich oder auch für Andere ?
Hauptsächlich für mich, aber auf Anfrage auch für andere.
7.Wie reagiert deine Umgebung auf dein Hobby ?
Unterschiedlich. Viele sind ganz ehrfürchtig. Andere halten es für Zeitverschwendung, weil man doch so tolle Sachen im Diskounter kaufen kann. :-(
8. Hast du Lieblingswolle oder Lieblingsnadeln ?
Ich stricke größtenteils mit Nadeln, die schon meiner Mutter gehört haben: Prym und Inox.
Aber wenn ich eine neue Nadel kaufen muss, nehme ich die Metallnadeln von Addi.
Und ich stricke eigentlich alles auf Rundnadeln. Nadelspiele kommen nur noch für iCords oder 10-Stitch-Blankets zum Einsatz. Die Jackennadeln stauben seit Jahren vor sich hin.
Was das Garn betrifft, so hat jede Sorte ihre Vor- und Achteile. Dünne Garne machen ein leichtes, feines Gestrick. Dafür kommt man mit dicken Garnen schneller voran. Ich mag die wärmeregulierenden Eigenschaften von Schurwolle, aber wenn sie nass ist, nimmt mir der Geruch den Atem. Alpaka ist ebenfalls wunderbar temperaturausgleichend und stinkt auch nicht so im nassen Zustand, aber es ist teurer, es piekst mich phasenweise sogar durch mein Shirt hindurch und ein Alpaka-Pullover von mir hat viel gepillt und ist unter den Armen heftig verfilzt.
Baumwolle ist schön glatt und kühl, aber meist unangenehm zu stricken und auch schwer z.B. als Pullover. Acryl ist pflegeleicht und leicht, wird aber leider aus Erdöl hergestellt. Merino und Seide fühlen sich zwar wunderbar an, aber ich hätte lieber ein gutes Gewissen den Tieren gegenüber (Stichworte: Mulesing und brutale Schafschur, ich verlinke lieber nix). Bambus, Seacell, Tencel, Modal und so weiter habe ich noch nicht verstrickt.
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Kommen wir nun zu meiner Jacke:
Wie geplant habe ich einen Raglan von oben begonnen, dabei die Zunahmen nach dem Rezept vom Simple Summer Dingens gearbeitet, allerdings an meine Maschenprobe angepasst. Die Anleitung ist nämlich für Nadelstärke 4 mm, aber diesmal stricke ich mit Stärke 3 mm. An den Vorderteilen habe ich keine Zunahmen gearbeitet, weil ich sie wie beim Featherweight Cardigan später noch mit einem Schalkragen ergänzen will.
Ich stricke immer zuerst die Ärmel, weil ich so viel weniger wurschteln muss. Dabei ist besonders hilfreich, dass ich beide Ärmel auf eine gemeinsame Rundnadel nehme. Außerdem muss ich so kein Yarn Chicken erleben, weil für die Ärmel definitiv genug Garn da ist. Den Körper kann ich dann so lange stricken, bis das Garn aufgebraucht ist. So gibt es keine Stash-Leichen.
Das Garn stammt ja von einem geribbelten Pullover. Ich habe es in Ermangelung einer Haspel nicht zum Strang gewickelt und gewaschen, sondern lebe mit dem unregelmäßigen Maschenbild. Das wird sich später bestimmt entspannen.
Also, einen Bolero hätte ich schon. Jetzt geht's nur noch abwärts. ;-)
Und dann ist da noch der Bonus-Poncho:
Der startet ja außer Konkurrenz, weil er nicht gestrickt, sondern gehäkelt wird.
Hier seht Ihr, wie weit er schon ist.
Und hier seht Ihr das Muster, leider nur auf dem Kopf stehend.
Das sollen Schmetterlinge sein.
Der Herbstjacken-Knitalong trifft sich diese Woche bei Sylvia.