Montag, 10. Juni 2024

Hörbuch: "Das Ende der Bücher" von Octave Uzanne




Titel: Das Ende der Bücher - Aus den Geschichten für Bibliophile, 1894
Autor: Octave Uzanne
Sprecher: Friedhelm Ptok, Jochen Hörisch
Erscheinungstermin: 24.03.2021
Laufzeit: 1 Stunde 24 Minuten
ISBN: 978-3-7324-1891-6
Übersetzer: Marcus Seibert
Verlag: Argon


Klappentext:
Wie konnte dieser Text so lange unentdeckt bleiben?
Im Jahr 1894 hat der technikbegeisterte Buchliebhaber, Verleger und Dandy Octave Uzanne, gemeinsam mit dem Illustrator Albert Robida, in einer auf 30 Exemplare limitierten Luxusausgabe seine Geschichten für Bibliophile veröffentlicht. Darin enthalten findet sich unter dem tollkühnen Titel "Das Ende der Bücher" eine umwerfend genaue Medientechnik-Prophezeiung. Uzanne sieht eine Miniaturisierung der Wachswalzen zur Sprachaufzeichnung, kleine Batteriespeicher und mobile »Hörschläuche« voraus. Autoren werden zu »Storygraphen«, die mitunter Schauspieler engagieren, ihre Werke gekonnt vorzutragen.
Ein Fest der Weitsicht und der Phantasie, für Sie entdeckt und endlich in dem Medium zu genießen, für das sich erst rund ein Jahrhundert später ein Name etablieren sollte: Als Hörbuch!

Meine Meinung:
Ich bin immer wieder fasziniert, wenn Schriftsteller vor über 100 Jahren Vorstellungen von der Zukunft hatten, die tatsächlich wahr geworden sind. Als Kind habe ich "Der 35. Mai" von Erich Kästner gelesen und gestaunt, dass da jemand einen Telefonhörer aus der Jackentasche zog und auf offener Straße telefonierte. Damals gab es gerade mal Autotelefone, die hätten in keine Tasche gepasst und waren für die meisten Menschen unerschwinglich. Heute hat quasi jeder ein Telefon in der Tasche, das auch gleichzeitig noch eine Kamera, ein Walkman, ein Stadtplan, ein Adressbuch und vieles mehr ist. Die Gehwege in jener Geschichte bewegten sich, sodass man nicht laufen musste, sondern sich stehend fortbewegte, was heute auf vielen Flughäfen Standard ist. Solche Ideen entstehen natürlich aus den Wünschen heraus, die Menschen damals hatten. So war Jules Verne mit seiner Idee, dass man zum Mond fliegen könne, eigentlich auch nicht besonders phantasievoll. Octave Uzanne hingegen skizzierte die Zukunft der Kontinente, der Demokratie und vor allem der Medien. Er beschrieb Hörbücher und Hörspiele, Fernsehen und Radio, lange vor der Erfindung dieser Dinge. Er sagte voraus, dass Menschen als Hörbuchsprecher Karriere machen werden und so ist es inzwischen, wie man z.B. an Yara Blümel, Ilka Teichmüller oder Uve Teschner sieht. Er prophezeite auch, dass das gedruckte Buch irgendwann ausgedient haben wird und auch das stimmt, denn es kämpft mittlerweile sehr ums Überleben. Gleichzeitig sagte er aber auch, dass Menschen immer Geschichten erzählen werden, nur die Medien ändern sich.
Im Anschluss an den 130 Jahre alten Text gibt es eine Erläuterung von Prof. Jochen Hörisch, einem deutschen Literatur- und Medienwissenschaftler. Besonders spannend finde ich seine Ausführungen, dass die meisten Erfindungen im Bereich der Medien mit Kriegen zusammenhängen. Napoleon wäre ohne die Telegraphie nicht so erfolgreich gewesen. Die Entwicklung von Radio und Fernsehen wurde durch die Weltkriege beschleunigt. Sein Beitrag endet mit einem Gedicht von Robert Gernhardt, eine wahre Liebeserklärung an das gedruckte Buch.
Für mich ist dieses Hörbuch rundum gelungen.

Tipp:

Beim Argon-Verlag gibt es eine kostenlose Hörprobe.

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