Dienstag, 9. Juni 2015

Blogstöckchen #WasAndersWäre

Ich mag ja nicht getaggt werden, aber wenn mir ein Stöckchen begegnet, das ich interessant finde, nehme ich es mit. Bei Nike habe ich dieses Exemplar gefunden:


1. Was wäre anders in deinem Leben, in deinem Alltag, wenn du ein Mann wärst?


Ich würde Manuel heißen, meine Mutter wäre (vielleicht nur kurzzeitig) glücklicher gewesen, nicht nur drei Mädchen zu haben und mein Vater wäre wahrscheinlich stolz wie Bolle gewesen und hätte mich als Gesprächspartner bestimmt viel mehr respektiert. Ich hätte als Kind selbstverständlich die heißersehnte Carrera-Bahn, die Modelleisenbahn und die Fischertechnik bekommen und später auch den Computer anstatt der blöden Petra-Puppen, mit denen ich eh nie gespielt habe. Als Folge daraus hätte ich in der Schule beim technisch-naturwissenschaftlichen Unterricht/technischem Werken bereits Vorkenntnisse gehabt und direkt die Versuche durchführen können, anstatt nur zuschauen und Protokoll schreiben zu dürfen. An meinen Leistungskursen (Mathe und Physik) hätte sich wohl nichts geändert, außer dass meine Physik-Note im Abitur garantiert viel besser gewesen wäre (manche Lehrer sind einfach Arschlöcher, sorry, das musste jetzt mal sein.) Ich wäre im Maschinenbau-Studium viel weniger verunsichert gewesen, hätte nicht so viel Energie dafür verplempern müssen, diese Unsicherheit zu überspielen, ernst genommen zu werden und mich durchzusetzen z.B. nicht immer das blöde Protokoll schreiben zu müssen. Ich hätte mit männlichen Studienfreunden ganze Nächte durchlernen bzw. arbeiten können, ohne mir überlegen zu müssen, ob der jetzt denkt, dass ich was von ihm will und was ich mache, wenn er mich anbaggert bzw. wie ich das (z.B. durch Nicht-Stylen/Schlabberkleidung) verhindere. Ich hätte besser bezahlte Nebenjobs gehabt, schneller studiert und wäre wahrscheinlich nach dem Diplom direkt in die Industrie gegangen. Und in den ganzen Jahren hätte ich mir wahrscheinlich nie darüber den Kopf zerbrochen, wie ich DEN RICHTIGEN finde, der mich heiratet und mit mir Kinder bekommt bzw. dann ja DIE RICHTIGE. Ich hätte mich oft verliebt, hätte mir auch gelegentlich das Herz brechen lassen, aber ich hätte viel weniger über meine private Zukunft nachgedacht, sondern einfach so gelebt und geliebt. Blöde biologische Uhr!
ABER ich würde alle Menschen mit Respekt behandeln. Was mir nämlich tierisch auf den Zeiger geht, ist die Tatsache, dass viele Männer Frauen mit genau den Dingen abwerten, die sie eigentlich lieben, bewundern und vor allem brauchen. Das beginnt bei der Emotionalität und endet beim Schimpfwort mit F (das manche allerdings mit V schreiben).
Ich hätte Kinder und würde mit meiner Partnerin so leben, wie das für uns als Familie am besten ist. (Da wäre also von der Herangehensweise nix anders als jetzt, nur vielleicht mit anderem Ergebnis.)
Ich müsste aufgrund der familiären Vorbelastung viel weniger Angst vor Brustkrebs haben, dafür viel mehr Angst vor Darmkrebs. Also andersrum als jetzt.


Ich hätte mehr Cowboy und Indianer gespielt und würde vielleicht heute noch Krawatten tragen.

2. Was tust du nur deshalb, weil du eine Frau bist?
Monatshygiene (boah, wat'n'Wort!) benutzen.
In der Öffentlichkeit den Bauch einziehen.

3. Was tust du nicht / welche Dinge lässt du lieber, weil du eine Frau bist?
Ich meide gewisse Gegenden zu gewissen Tages- bzw. Nachtzeiten. 
Ich mische mich weniger ein, wenn Zivilcourage gefragt ist, weil ich Angst haben muss, körperlich angegriffen zu werden. Das nervt, vor allem weil ich meinen Kindern da gern ein besseres Vorbild wäre.
Ich geh nicht mit dem Nachbarn auf ein Bier in die Kneipe oder zu ihm um Fußball zu schauen, obwohl ich beides gern machen würde. Aber ich will nicht, dass er oder seine Frau oder mein Mann was Falsches denken. Aber wäre ich ein Mann, müsste ich aus demselben Grund auf den gelegentlichen Kaffeeklatsch mit meiner Nachbarin verzichten, das wäre auch schade.

4. Durch welches Klischee fühlst du dich persönlich beeinträchtigt?
"Frauen und Technik!"

5. Erzähle von einer Situation, in der du bemerkt hast, dass es von Vorteil ist, zur Gruppe der Frauen zu gehören.
Hm, wie Nike schon schrieb: die Erfahrung, Kinder auszutragen, zu gebären und zu stillen, ist unbezahlbar und ich bin schon der Meinung, dass dieses Glück die Nachteile meines Frau-Seins mehr als aufwiegt. Aber ich lebe schon in einer sehr privilegierten Situation, sonst wäre ich da vielleicht anderer Meinung.

6. Gibt es Situationen, in denen das Geschlecht keine Rolle spielt?
Leider nein, mir fällt da keine ein. Es ist immer mit im Raum. Liegt vielleicht auch an meinem Studium, in dem es regelmäßig thematisiert wurde, wie ungewöhnlich es doch sei, dass ich als Frau dieses Fach studiere. "Ist das für Mädchen nicht besonders schwer?" - "Nö, wir bekommen dieselben Aufgaben wie die Jungs!" Aber eigentlich war es doch schwerer, siehe Frage 1.

So, nun werfe ich das Stöckchen in die Luft und wer mag, darf es fangen. Bin auf Eure Antworten gespannt. Ihr könnt auch gern einfach nur meine Antworten kommentieren.


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