Am Freitag war ich mit beiden Kindern beim Kinderarzt. Auf dem Weg dorthin wurde ich von einer Tierschützerin angesprochen, ob ich einen Moment Zeit hätte. Nein, hatte ich leider nicht, sagte ich ihr im Vorbeigehen, mit der einen Hand den Buggy schiebend, mit der anderen das Kleinkind um rauchende Passanten, deren Kippen genau auf Kindergesichthöhe qualmen, herum manövrierend. Wir waren schon spät dran und ich wollte die derzeitige Bereitschaft des Kleinkindes, zum Arzt zu gehen, nicht gefährden. Nach dem Arztbesuch, der über eine Stunde gedauert hatte gingen wir zum Bahnhof, weil sich das Kleinkind als Belohnung ein paar Züge ansehen wollte. Dabei kamen wir wieder an der Tierschützerin vorbei und ich lehnte ein zweites Mal ab. Vielleicht hätte ich ja jetzt Zeit gehabt, aber ich will grundsätzlich nicht auf der Straße angequatscht und zu einer Unterschrift oder Geldspende gedrängt werden. Das war schon früher so und mit zwei Kindern im Schlepptau werde ich das erst recht nicht ändern. Nach dem Zügeschauen mussten wir noch einkaufen gehen und wurden zum dritten Mal angesprochen: "Die junge Familie hat doch gewiss ein wenig Zeit..."
"Sehen wir so aus?" habe ich nur gefragt, denn inzwischen waren wir drei schon ziemlich erledigt, das Baby quengelte vor Müdigkeit, das große Kind hatte Durst und war auch enttäuscht, dass es nur S-Bahnen und Regios, aber keinen ICE gesehen hatte, und ich musste seit einer Stunde zur Toilette, konnte aber keine finden. Keine im Bahnhof, keine im Einkaufszentrum und auch keine am Markt. Der Tipp mehrerer gefragter Leute, in eine Gaststätte zu gehen, nutzte mir leider auch nichts, weil ich mit den beiden Kindern schließlich eine Behindertentoilette brauchte, die es dort nicht gibt.
Im Nachhinein tat mir die Tierschützerin schon irgendwie leid, denn sie hatte ja eine gute Absicht und sie kann auch nichts für meine Situation. Aber ich muss auch mal fragen: Hat die keine Augen im Kopf? Denkt sie, ich renne in dieser Gegend aus Langeweile so viel herum?
Ich mag auch nicht mit Bildern von gequälten Tieren emotional erpresst werden, sofort Geld zu spenden, eine Liste zu unterschreiben und Mitglied zu werden. Nein!
Ich bin durchaus Tierfreundin. Ich kann z.B. an keiner Katze vorbei gehen, ohne sie wenigstens mit einem geschnurrten Miau zu grüßen. Ich erziehe meine Kinder dazu, alle Lebewesen mit Respekt zu behandeln. Ich setze die Schnecken in unserem Garten in die Hecke, anstatt sie zu töten. Und ich könnte noch zig weitere Kleinigkeiten aufzählen.
Ich spende unregelmäßig Geld, z.B. zu meinem Geburtstag und zu Weihnachten. Ich informiere mich aber vorher über die Organisation, denn ich will, dass mit dem Geld etwas wirklich Sinnvolles getan wird. Ich will nicht anschließend jahrelang Aufkleber und Kalender geschickt bekommen, die irgendwann wahrscheinlich mehr kosten, als meine Spende einst betrug. Und ich lasse mich auch nicht emotional erpressen: "Jetzt haben die mir schon so viele Aufkleber geschenkt, jetzt muss ich wieder Geld spenden, damit die Tiere etwas davon haben..."
Und ich will auch nicht ständig diese Briefe mit Fotos und Berichten von gequälten Tieren bekommen. Nein! Wer das macht, ist zum letzten Mal von mir unterstützt worden!
Wie gesagt, ich informiere mich freiwillig, wenn ich gerade Zeit und Nerven dafür habe.
Und falls Ihr Kinder und gerade Zeit und Nerven habt, dann lest doch mal hier:
und informiert Euch außerdem darüber, wie im Zuge der Vorbereitung der Fußball EM in Polen und der Ukraine oder auch in Baku für den Eurovision Song Contest die Straßen von Streunern befreit werden, wie in Rumänien Gesetze missachtet werden und so weiter.
Wehrt Euch gegen emotionale Erpressung, aber lasst die Tiere trotzdem nicht im Stich.
Informiert Euch, was ihr tun könnt. Nicht nur mit Geld, oft werden auch Sachspenden (Decken, Handtücher u.ä.) gebraucht, da kann man prima den Haushalt entrümpeln und dabei noch etwas Gutes tun.
Und liebe Tierschützer auf der Straße: Wenn Ihr eine Frau mit Kindern und genervtem Gesichtsausdruck seht, dann macht ihr bitte Platz, damit sie schnell nach Hause kommt, auf's Klo gehen kann und dann später, wenn die Kinder Mittagsschlaf machen, aus eigenem Antrieb im Netz recherchiert, wie sie zum Tierschutz beitragen kann! Danke!