Frau Brüllen fragt wie jeden Monat: "Was machst du eigentlich den ganzen Tag?"
06:35
Das Telefon klingelt. Das ist mein Weckruf. Wir haben eine Telefonanlage mit mehreren Endgeräten, die man auch als Babyphone oder Wecker benutzen kann. So muss ich neben dem Bett nur ein Gerät zu liegen haben. Raus aus dem Bett, der Mann ist der Geräuschkulisse nach schon im Bad. Das große Kind wecken. Es zeigt sich wenig beeindruckt. Ich torkele ins Bad und danach in die Küche und mache mir einen Kaffee. Davon wird das kleine Kind wach, das sein Zimmer näher am Wohn-Ess-Koch-Bereich hat und darauf besteht, immer mit offener Zimmertür zu schlafen.
06:45
Das kleine Kind jammert. Ich soll beim Ausziehen des Schlafanzuges und beim Anziehen der Tageskleidung helfen. Seufz. Vor Weihnachten hat es das alles jeden Morgen superschnell allein gemacht. Ich helfe also. Danach erfrage ich die Frühstückswünsche des (Qu)Engelchens und befülle Schüssel und Becher.
06:50
Mal schauen, ob das große Kind aufgestanden ist. Ja, es sitzt mit verstrubbelten Haaren vor dem Kleiderschrank und zieht gerade eine lange Unterhose an. Brav!
06:55
Ich ziehe mich an und höre dabei die Schlagzeilen im Radio.
07:00
Nachrichten im Radio.
Da mir im Winter und besonders bei feuchtem Wetter draußen immer die Brille beschlägt, setze ich Kontaktlinsen ein. Meine Augen sind noch rot und geschwollen, aua. Haare bürsten. Deo.
07:05
Das große Kind ist fertig angezogen und beginnt sein Frühstück. Ich kontrolliere die Tasche mit den Wechselsachen für die Kita. Über die Ferien nehme ich die immer mit nach Hause zum Waschen und überprüfe, ob Größe und Saison noch passen.
07:10
Das kleine Kind will heute seine Kuschelkuh mit in die Kita nehmen. Montags ist dort Spielzeugtag, da dürfen eigene Spielsachen mitgebracht werden. Leider ist die Kuh zu groß für die Kitatasche und draußen regnet es. Ich suche im Flurregal eine passende Tasche.
07:15
Das große Kind kommentiert nach dem Zähneputzen jeden Handgriff des kleinen Kindes und alle sind genervt.
Ich kontrolliere den Turnbeutel, stopfe die Brotbox (am Vorabend mit Erdnussbutterbrot und Möhren befüllt) und die Trinkflasche in den Schulranzen. Die Kinder ziehen die Winterstiefel an.
07:20
Das kleine Kind ist gewachsen und die rote Jacke wird langsam knapp. Die beige Jacke würde zwar passen, aber das Kind schreit mich an, dass es die nicht will. Das große Kind schaut sich die Jacke an und sagt: "Vielleicht würde sie ja mir passen?" Ich helfe ihm in die Jacke, da ändert die Wut des kleinen Kindes die Richtung. Jetzt will es die Jacke unbedingt und boxt wild drauf. Leider steckt noch das große Kind darin. Es bleibt aber erstaunlich ruhig. Die Jacke scheint gut gepolstert zu sein. Also Jacke wieder aus, dem anderen Kind an, Schal und Mütze dazu.
Das große Kind schultert den Ranzen und gerät dabei verdächtig ins Schwanken. Dazu greift es noch den Turnbeutel. Mir sieht das zu viel aus und ich übernehme den Turnbeutel. Diesmal muss ich aber wirklich an der Schule daran denken, ihn zurück zu geben.
Das kleine Kind nimmt die Tasche mit der Kuh.
Ich ziehe mir Jacke, Schal und Mütze an, hänge mir die Handtasche um und greife die Tasche mit den Wechselsachen und die Tüte mit dem Verpackungsmüll.
07:22
Wir verlassen das Haus und gehen Richtung Schule.
07:23
Ich kehre noch einmal um und werfe den Müll in die gelbe Tonne.
07:30
Der Weg zur Schule ist deutlich dunkler als vor den Ferien, weil viele Leute schon ihre Weihnachtsbeleuchtung deinstalliert haben. Schade.
Wir müssen fünf Straßen überqueren und ab der dritten haben wir wieder in unsere Routine gefunden: stehen bleiben, nach allen Seiten schauen, ob ein Auto kommt, bei freier Straße zügig rübergehen. Die Kinder vereinbaren, dass sie abwechselnd mit gucken dran sind.
07:40
Ankunft an der Schule. Ich wünsche dem Schulkind viel Spaß in der Schule. Wir sagen uns tschüss, die Kinder umarmen sich und sagen tschüss. So süß!
07:45
Ich laufe mit dem Kitakind zur Bushaltestelle. Auf dem Weg treffen wir Ayse, die anscheinend ihre Kinder auch schon zur Schule gebracht und sogar schon eingekauft hat, jedenfalls trägt sie eine volle Einkaufstüte. Wir wünschen uns ein gesundes neues Jahr und plaudern kurz.
07:50
Es kommen zwei Busse, Ayse steigt in den ersten, wir in den zweiten. Während ich meine Monatskarte aus der Tasche krame, hat sich das kleine Kind bereits einen Sitzplatz "mit Schranke" (klappbarer Armlehne) gesichert. Ich finde einen freien Sitzplatz auf der anderen Seite des Ganges. Glücksgefühle durchströmen mich, als ich zu meinem Kind hinüber schaue, das den anderen Fahrgästen erklärt, was in der Tasche ist, welche Nummer die Buslinie hat und dass schon jemand auf den Knopf gedrückt haben muss, weil die rote Lampe leuchtet. Die Leute schmunzeln.
07:55
Aussteigen, Kreuzung überqueren, auf den nächsten Bus warten.
07:56
Die Kuhtassche fällt in den Dreck. Das Kind hebt sie auf. Jetzt ist der Handschuh auch dreckig. "Mama, das ist nicht so schlimm. Die Handschuhe kannst Du ja waschen." Na dann ist ja gut.
07:57
Der Bus kommt. Diesmal sitzen wir nebeneinander.
08:00
Aussteigen. Kreuzung überqueren. Zur Kita laufen.
08:05
Das Kind zieht Jacke, Schal, Mütze und Schuhe aus, Hausschuhe an und geht Hände waschen. Ich hänge die Tasche mit den Wechselsachen an die Garderobe und plaudere mit Conny und Anja über die Erkältungswelle und wir tauschen Tipps zur Vorbeugung und Behandlung aus.
08:10
Die Kinder machen zusammen ein riesiges Puzzle. Ich verabschiede mich von meinem Kind, den anderen Kindern und den Erzieherinnen und verlasse die Kita.
08:11
Ich gehe noch einmal zurück und informiere die Erzieherinnen, dass das Kind die Schnallen der Latzhose nicht allein öffnen kann.
08:15
Ich steige in den Bus und fahre nach Hause.
08:30
Als ich zuhause meine Handtasche abstelle, merke ich, dass ich immer noch den Turnbeutel in der Hand habe. Grmbl. Wenigstens hat das Schulkind heute keinen Sportunterricht. Ich habe das als Kind immer als große Demütigung empfunden, in Unterwäsche turnen zu müssen, wenn ich mein Sportzeug vergessen hatte. Ist das heutzutage noch üblich? Ich hoffe nicht!
08:35
Hände waschen, alle Rollläden hoch, Heizungen aus, Fenster auf. Betten aufschütteln, Wäsche einsammeln.
08:45
Wäsche sortieren, eine Ladung in die Maschine stopfen und anschalten. Das Bad muss dringend gesaugt werden. Alle Fenster wieder zu, Heizungen wieder an.
08:55
Kaffee. Tagebuchbloggen.
09:36
Speichern, verlinken.
09:40
Mein Magen knurrt. Also ist er auch endlich wach. Ich frühstücke.
09:55
Staubsaugen, alles außer Essplatz und Wohnzimmer. Das mache ich morgen.
10:40
Mein Blick fällt auf die zu klein gewordene rote Winterjacke. Mist, die hätte ich auch mit in die Waschmaschine stopfen können. Ich entferne den Reflektorhasen von der Jacke, um ihn nachmittags an der beigen Jacke zu befestigen, leere die Taschen und stopfe sie in die Wäschetruhe.
10:45
Spülmaschine einräumen. Ich knibble das Etikett von einer leeren
Erdnussbutterbüchse, bevor sie auch hinein darf.
10:55
Die Waschmaschine piept. Wäsche aufhängen.
11:25
E-Mails checken. Nachricht von der Schwester beantworten. Sie sucht bei Youtube die Werbung mit den "Koalabären mit Schokocreme im Bauch" von ca. 1991. Hat die jemand gesehen?
Der Mann fragt per Chat, was in dem Brief vom Finanzamt steht. Solche Briefe muss ich immer an Werktagen vormittags öffnen, damit sie uns (ihm) nicht das Wochenende oder den Abend versauen. Alles okay, ist nur der Bescheid von 2013.
11:30
Mittagessen zubereiten. Küche aufräumen.
12:20
Zeit, die Kinder einzusammeln. Ich nehme den Turnbeutel mit und hoffe, ihn diesmal in der Schule loszuwerden.
12:30
In die Apotheke, Nachschub an Halstabletten besorgen und die neuen Ausgaben von "Baby & Familie" sowie "Medi & Zini" abgreifen. (Ich weiß, das heißt jetzt "MediZini", aber das klingt und schreibt sich so doof.)
12:50
Ankunft in der Kita. Das Kind zieht sich recht zügig und fast ganz allein an und wir gehen zum Bus. Dort müssen wir leider 12 Minuten warten. Wieder ein Sitz mit Schranke, hurra! Umsteigen ohne Wartezeit, prima!
Sitz mit Schranke
13:20
Ankunft Schule. Turnbeutel an die Garderobe hängen. Yeah!
Turnbeutel am Garderobenhaken
13:23
Eine Mitmutter kommt, schaut mich kurz an, ohne irgendwie zu grüßen und stellt sich vor die Klassentür. Jedes Mal fällt sie mir auf. Sie ist immer sehr gestylt, so eine Mischung aus Barbie und Annie Lennox. Aber Benehmen hat sie keins. Sie hält keinem die Tür auf, wenn sie durchgegangen ist, grüßt nie etc. Leute gibt's...
13:30
Schulschluss, es klingelt. Die Kinder strömen aus den Klassenzimmern. Mein Schulkind ist auch dabei. Normalerweise warten wir ja draußen, aber wegen des Turnbeutels waren wir eh schon da, und so kann ich der Religionslehrerin noch kurz ein gesundes neues Jahr wünschen. Sie freut sich und wünscht zurück. Die ist nett.
Hand in Hand nach Hause
14:00
Ankunft Zuhause. Die Kinder sind fast den ganzen Weg gerannt, teilweise kreischend und schimpfend, weil jeder vorne sein wollte. Aber an jeder Kreuzung haben sie brav auf mich gewartet, damit wir gemeinsam über die Straße gehen. Briefkasten leeren, die neue Geo-Mini ist da, das große Kind freut sich. Jacken etc. ausziehen, Hände waschen. Das kleine Kind sucht einen Tee aus, den ich sogleich koche.
Die heutige Tee-Auswahl
14:15
Während die Kinder Mittag essen (das kleine Kind hat zwar in der Kita gegessen, futtert aber jeden Tag noch einmal zuhause mit), gehe ich den Schulranzen durch und sehe nach, was das große Kind heute in der Schule gemacht hat, ob eine Nachricht im Postordner ist und ob es Hausaufgaben gibt.
14:35
Mittagsruhe. Das große Kind macht hoffentlich Hausaufgaben, das kleine Kind beschäftigt sich ebenfalls leise und ich esse jetzt auch. Klar wäre es schöner, wenn wir gemeinsam essen, aber praktisch sieht das dann immer so aus, dass ich alle zehn Sekunden aufspringe, weil noch irgendetwas fehlt, ein Kind noch etwas anderes trinken will, das andere jetzt schon Tee haben will...
14:51
Das Telefon blinkt. Ich höre den AB ab und rufe zurück.
16:00
Jetzt blinkt das Telefon, weil der Akku leer ist. Es ist auch Zeit für die Teestunde. Der Tee ist inzwischen natürlich deutlich abgekühlt, aber so trinken wir ihn gern. Die Kinder dürfen sich etwas aus ihren Körbchen aussuchen, in denen sie ihre Süßkramvorräte aufbewahren. Ich kontrolliere die erledigten Hausaufgaben. Dann bauen die Kinder gemeinsam die Lego-Feuerwehr auf, die das kleine Kind zu Weihnachten bekommen hat. Ich repariere derweil drei Jogginghosen, die an den Knien Löcher haben.
17:00
Abendessen.
17:30
Der Mann kommt nach Hause und freut sich auf die gemeinsame Lektüre der heute eingetroffenen Zeitschrift mit dem großen Kind. Aber vorher müssen die Kinder sich bettfertig machen. Diesmal ist das kleine Kind ganz groß und macht alles allein, nur die Zähne putze ich natürlich nach. Dann darf es zu Papa, der ein Schlumpfbuch vorliest. Ich schmiere inzwischen die Brote für morgen, produziere Möhrenräder und Apfelspalten, fülle damit die Brotboxen, räume die Küche auf, belade den Geschirrspüler und stelle Kaffee, Tasse, Löffel etc. für morgen früh bereit.
18:10
Das große Kind ist endlich auch bettfertig, Papa putzt die Zähne nach und die beiden schauen sich zusammen die Zeitschrift an. Das kleine Kind darf auf meinem Rechner noch ein kurzes Filmchen gucken.
18:30
Das kleine Kind muss ins Bett. Es leiht mir seine Mietzikatze für heute Nacht. Ich lege mich neben dem Bettchen auf den Teppich, meinen Kopf auf die Katze und das liebe Kind singt mir noch zwei Schlaflieder. Normalerweise singe ich ja abends, aber nicht mit Halsschmerzen. Danach schau ich noch beim großen Kind rein, das schon im Bett sitzt und die Zeitschrift angestrengt studiert. Diese vielen Wörter sind so spannend, wenn doch nur das Lesen nicht so lange dauern würde! Wir reden noch kurz und sagen gute Nacht.
18:45
Ich beginne endlich mit der Haushaltsabrechnung von November und Dezember. Irgendwie war der vorletzte Monat im Zuge meiner OP liegen geblieben.
18:55
Ich habe keine Lust mehr und gehe zum Mann und wir schauen noch eine Folge Star Trek Next Generation und eine Folge Big Bang Theory. Danach reden wir eine Runde, endlich mal ohne Unterbrechungen.
20:45
Der Mann geht ins Bett. Ich schreibe hier und füge Fotos ein. Jetzt werde ich noch einen Strick-Videopodcast ansehen und dabei stricken. Dann geh ich auch schlafen.
Ach ja, den Reflektorhasen an der Jacke befestigen!