Donnerstag, 13. September 2012

Nähfragezeichen: Trauma oder Vorbild?

Ich freue mich, dass Meike meinen Vorschlag für das aktuelle Nähfragezeichen aufgegriffen hat:


Wurdest du als Kind von Mama, Oma, Tante oder vielleicht sogar Papa benäht/bestrickt/becraftelt? Hat diese Person auch für sich selbst genäht? Wie fandest du das damals? Und wie findest du es aus heutiger Sicht. Hat es dich geprägt?



Meine Antwort:



Meine Mutter hat früher für uns alle viel gestrickt, gehäkelt und genäht. Das Nähen fiel leider als erstes über Bord. Ich vermute, mit drei Kindern hatte sie dazu nicht mehr die Zeit und Ruhe oder den Platz. Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern, sie jemals an der Nähmaschine gesehen zu haben. Die Maschine - eine Riccar (so eine hier) mit schwerem Gussgehäuse - habe ich als Jugendliche übernommen. 


Aber ich weiß, dass sie mir dieses Tüllröckchen für mich genäht hat, 
als ich elf Jahre alt war.



Sie hat immer viel selbstgemacht. Faschingskostüme wurden bei uns grundsätzlich nicht gekauft. Hier bin ich als Dornröschen verkleidet. Das Kleid stammte aus meinem Kleiderschrank, die Schleppe war eine alte Gardine, die Krone aus Pappe gebastelt. Die gekauften Kostüme der anderen Kinder fand ich blöd. Kaufen kann jeder (der zu viel Geld hat), aber selber machen ist eine Kunst! Manche sagen ja, selbst gemachte Sachen hätten so etwas Ärmliches an sich. Aber für mich ist Armut keine Schande. Verschwendung hingegen schon! Und ein Kostüm, dass nur einmal getragen wird, das ist verschwendet.


Hier bin ich zum Fasching als Katze gegangen. Die Pfoten waren Kaninchenfell-Handschuhe von meiner Mutter. Igitt, Pelz! Aber damals war mir das nicht klar. Die Weste war auch aus Fell und von meiner Mutter. Die Ohren und den Schwanz hatte meine Mutter gestrickt. Den Schwanz hatte sie hinten an meine Strumpfhose genäht.




Diesen Pullover hat meine Mutter mir für eine Ferienreise nach Dänemark gehäkelt. Er war so wunderschön! Einfach in einem Stück gehäkelt, unten blau und oben weiß. Die Algen und Fische wurden extra gehäkelt und nachträglich aufgenäht. Aber ich glaube, das war eines der letzten Teile, die sie gehäkelt hat.



Meine Mutter strickt auch heute noch viel. Und sie sitzt auch immer noch gern auf dem Fußboden oder auf Treppen. Das habe ich auch geerbt. Ebenso die Liebe zum Barfußlaufen. ;-)
Dieses schwarze T-Shirt und den pinkfarbenen Rock von ihr habe ich übrigens in den 90er Jahren aufgetragen.  Für mich sind das keine Altkleider, sondern Erinnerungsstücke.

Ja, meine Mutter hat mich sehr geprägt, nicht nur was Handarbeiten betrifft. Ich fand es immer toll, Unikate zu tragen, die sie mit viel Liebe für mich gemacht hat. Danke, Mama! (Ich habe für diesen Post die Kommentarfunktion abgeschaltet, weil ich täglich 20 Spam-Kommentare bekomme. Schreibt doch bitte eine Mail, wenn Ihr kommentieren wollt. Danke!)

2 Kommentare:

  1. das ist toll!!!
    Leider bin ich das Unikat in unserer Familie und auch in meinem Freundeskreis...*lach
    so gut hätte ich es auch haben wollen...
    tolle Fotos

    http://www.esmarch-ferienhauser.de/ferienhaus/nymindegab/
    das Haus ist super, hat rundum Terrasse und liegt südlich einer Siedlung... traumhaft ;o)))

    ganz liebe Grüße
    scharly

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  2. Oh ja, das ist schon toll,was die Mütter einem mitgeben. Und wenn man eine DIY- Mama hatte, wiegt das definitiv allen Ballast,den man von seiner Erziehung noch so mit sich herumschleppt, auf. (Wohlgemerkt: ich rede hier von den handelsüblichen kleinen Macken und Komplexen, die wir ohne Therapie mit genug gutem Menschenverstand und einer Portion Selbstliebe abschütteln können.) Meinen Text dazu hast Du ja schon gelesen. Aber mein "Danke Mama" fehlte noch! Deine Frage hat mich in die Vergangenheit geschickt und einen Blick in die Zukunft werfen lassen. Gute Frage!
    Danke sagt Mirabell

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