Die Lebensgeschichten von Gauß und Humboldt hätten mich schon sehr interessiert, aber leider finde ich dieses Buch einfach nur schrecklich. Kehlmann schreibt sehr distanziert, nur mit indirekter Rede und bevorzugt im Passiv. Das macht die Lektüre sehr holperig. Bei den Humboldt-Brüdern heißt es die meiste Zeit nur "der ältere" oder "der jüngere". Wozu haben Menschen Vornamen, die braucht man doch nicht?! Keine der Figuren ist sympathisch, die ganze Zeit dachte ich beim Lesen nur: "Du meine Güte, was für ein schrecklicher Mensch." Darf man so respektlos mit historischen Persönlichkeiten umgehen???
Ich erkenne schon, wo der Autor seinen angeblich feinsinnigen Humor platziert hat, aber lustig finde ich diese Stellen nicht. Und die zahlreichen Abweichungen von der historischen Realität stören mich gewaltig, da ist es mir egal, ob der Autor das so aus Absicht geschrieben hat*. Die Menschen heutzutage wissen immer weniger über die Geschichte der Wissenschaften bescheid. Dieses Buch hätte die Chance gehabt, Bildungslücken zu füllen. Schade, dass das dem Autor anscheinend egal war.
*Ich sage zu meinen Kindern immer: "Es ist nicht schlimm, wenn man etwas (noch) nicht kann oder weiß. Aber es ist schlimm, wenn man sich doof stellt."
Was ist die 10%-Hürde?
Wenn ich ein Buch lese, gebe ich ihm die Gelegenheit, mich in seinem ersten Zehntel zu überzeugen, dass es lesenswert ist. Das Leben ist zu kurz für schlechte, langweilige Bücher. Diese Beurteilung ist natürlich rein subjektiv.
Ich fand das Buch großartig. :D
AntwortenLöschenMir kam Kehlmanns Blick auf die Männer auch sehr genau und mitfühlend vor, gar nicht distanziert. Egal, wie reich oder genial man ist, leiden kann man am Leben immer - so hab ich das gelesen. Und außerdem fand ich es sehr lustig. =)
Aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und das ist ja auch gut so.