Dienstag, 4. Januar 2022

Gelesen: "Bühnenluft und Blümchenkaffee" von Evelyn Hardey




Titel: Bühnenluft und Blümchenkaffee
Autorin: Evelyn Hardey
Verlag: Ensslin
160 Seiten
erschienen: 1985
ISBN 3770905857
gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag


Klappentext:
Findigkeit und Humor sind nötig, um das Leben im Berlin der Nachkriegszeit zu meistern. Wer auf dem Schwarzmarkt ein paar Kaffeebohnen ergattert, fühlt sich wie ein König, auch wenn durch den dünnen Aufguss die Blümchen vom Tassenboden schimmern. Die Stadt liegt in Trümmern, aber sie lebt weiter; Improvisation ist Trumpf: Das "Theater am Nollendorfplatz" findet im Schöneberger Rathaus eine neue Spielstätte. Eingebunden in die Gemeinschaft des Ballett-Ensembles erlebt Sylvia als junge Elevin hartes Training und umjubelte Premieren, geniale Notlösungen und unvorhersehbare Pannen, Zusammenhalt, Mitgefühl und Eifersüchteleien: die schillernde Welt vor und hinter den Kulissen in einer außergewöhnlichen Zeit.

Meine Meinung:
Dieses Buch liest sich wie die Fortsetzung von "Kuckuck Kuckuck sag mir doch...", nur dass es nicht in Tagebuchform, sondern als Roman verfasst ist. Es hat dennoch deutlich autobiografische Züge, es liest sich wie ein Augenzeugenbericht über die ersten Nachkriegsjahre. Es geht um die allgemeine Warenknappheit, Lebensmittel- und Kleiderkarten, Schwarzmarktgeschäfte, Hamsterfahrten, Upcycling (auch wenn es damals noch nicht so hieß), um die Besatzer, die Währungsreform und vor allem um eine Generation von jungen Leuten, die zwar nicht im Krieg gekämpft haben, weil sie zum Glück noch zu jung waren, ihn aber erlebt haben und sich ihrer Jugend beraubt fühlen. Sie sind voller Lebenslust und Hoffnung, gleichzeitig aber unsicher, wie das Leben jetzt weitergeht.
In den letzten Jahren gab es ja viele historische Romane, die in jener Zeit spielen, die aber von deutlich jüngeren Autorinnen geschrieben wurden. Sie haben natürlich sehr gut recherchiert und wurden sicherlich durch die Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern geprägt. Aber sie haben sie eben nicht selbst erlebt. Dafür haben sie einen objektiveren Blick auf jene Zeit und sie beleuchten Aspekte, die im Rückblick wichtig sind, aber damals für viele Menschen nichts mit ihrem Alltag zu tun hatten. Autorinnen wie Evelyn Hardey haben einen sehr subjektiven Blick, aber ihre Geschichten sind dafür absolut authentisch.
Ich finde beide Perspektiven wichtig. Bei Evelyn Hardey mag ich außerdem, wie emanzipiert ihre Hauptfiguren sind. Die Tänzerin Sylvia will Primaballerina werden und sie plant ihre Karriere. Nebenbei hat sie einen festen Freund. Die Liebe ist ihr auch wichtig, aber sie ist trotzdem noch lange nicht bereit, ihren Beruf, für dessen Ausübung sie eh nur ein relativ kleines Zeitfenster im Leben hat, für eine Ehe aufzugeben, so wie es manche ihrer Freundinnen und Kolleginnen tun.
Leider ist die Autorin relativ unbekannt und ihre Bücher sind auch nur noch gebraucht zu finden, aber ich finde, dass es sich wirklich lohnt, sie zu lesen.

Tipp:
Hier findet Ihr meine anderen Rezensionen der Bücher von Evelyn Hardey.


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