Sonntag, 21. Januar 2024

Gelesen: "West-Berlin - Erinnerungen eines Inselkindes" von Horst Bosetzky

 




Titel: West-Berlin - Erinnerungen eines Inselkindes
Autor: Horst Bosetzky
Verlag: Jaron
208 Seiten
ISBN 9783897737082
Veröffentlichung: 2006
Taschenbuch


Klappentext:
Zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und 1990 erlebte der West-Berliner seine Teilstadt als etwas ganz Unvergleichliches – bewohnt von wahren Helden, die ihr Überlegenheitsgefühl gegenüber den bedauernswerten Ossis und den provinziellen Westdeutschen genüsslich kultivierten. Ernst Reuter oder Harald Juhnke, Kudamm oder Schwangere Auster, Doppeldecker-Bus oder Grüne Woche – vieles gab dem West-Berliner das Gefühl, dass seine ummauerte Insel dem Rest der Welt überlegen sei: 'Ätsch, det habt ihr nich!'

Meine Meinung:
Zwinkernd und mit viel Selbstironie beschreibt Bosetzky das Leben in der Stadt, von der aus es in allen Richtungen nach Osten ging. Mich persönlich nerven dabei leider die vielen Beischlaf-Andeutungen, das ist mir zu pubertär. Aus diesem Grunde bin ich auch kein Fan des Autors, von dem ich immerhin unter Qualen "Tamsel" und den Anfang von "Brennholz für Kartoffelschalen" gelesen (aber nie rezensiert) habe. Aber als West-Berlinerin interessiert mich halt das Thema. Im ersten Teil werden vor allem Namen, Orte und Sehenswürdigkeiten aneinander gereiht, auf die der West-Berliner angeblich so stolz ist. Aber persönliche Erinnerungen sucht man vergeblich. Insgesamt ist es eine eher launische Abhandlung, bei der der West-Berliner recht arrogant und unsympathisch erscheint. Dabei gibt es wirklich nette West-Berliner'innen in meinem Umfeld.
Im zweiten Teil wird dann die Entwertung all der heiligen Kühe vom Funkturm bis zum KaDeWe durch den Mauerfall bzw. die Wiedervereinigung erklärt. Mal ist es, dass ja jetzt auch die Ost-Berliner dort hingehen können, mal ist es der Neid, weil alle Welt nur noch zum Pendant in Ost-Berlin rennt.
Es fehlt eindeutig ein dritter, versöhnlicher Teil, in dem der verbitterte West-Berliner entdeckt, dass er nun doch das beste aus beiden Welten haben kann: am Ku'damm in Ruhe flanieren und im Osten im Müggelsee baden, auf eine bewegte Geschichte zurück schauen und die Ruhe der Gegenwart und Zukunft genießen.
Positiv habe ich aus diesem Buch für mich behalten, dass Ernst Reuter ein extrem interessantes Leben hatte und ich dringend mehr über ihn wissen muss. Könnt Ihr mir hier Bücher oder gar Filme empfehlen? 

Tipps:
Das Buch wird nicht mehr verlegt, ist aber noch in Restbeständen bei diversen Händlern und als eBook (z.B. Ecolibri) lieferbar. Man kann es aber auch in der Onleihe leihen. Dort gibt es sogar eine kostenlose Leseprobe.
Wer ein gutes Buch über das Lebensgefühl in der geteilten Stadt lesen will, dem möchte ich "Die halbe Stadt, die es nicht mehr gibt - Eine Kindheit in Berlin (West)" von Ulrike Sterblich empfehlen.

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