Gelesen: "Die schönste Version" von Ruth-Maria Thomas

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Titel: Die schönste Version
Autorin: Ruth-Maria Thomas
Verlag: Rowohlt
Taschenbuch
Veröffentlichung: 14.10.2025
Preis: 14,00 €

ISBN: 978-3-499-01438-3
272 Seiten

Klappentext:
Die späten Nullerjahre in einer ostdeutschen Kleinstadt: «Die schönste Version» erzählt die Geschichte von Jella und Yannick, von der ersten großen Liebe, die alles richtig machen will. Bis irgendwann doch alle Gewissheiten ins Wanken geraten. Was ist noch intensiv, was schon dysfunktional, ja: gefährlich? Was tun, wenn Grenzen überschritten werden? Und wer bestimmt eigentlich, wo diese verlaufen?

Meine Meinung:

Triggerwarnung: In diesem Roman geht es um verschiedenste Arten von Gewalt.

Dieses Buch macht wütend. Ohne Kapitalismus und Patriarchat würde diese Geschichte - wie so viele - gar nicht funktionieren. Können wir uns bitte endlich davon befreien?

Dieses Buch macht traurig. Was Jella da alles erlebt und welche Schlüsse sie daraus zieht, das ist alles so traurig. Können wir Mädchen bitte beibringen, dass es beim Sex an allererster Stelle darum geht, wie sie sich fühlen und nicht, wie sie sich anfühlen? Seit Jahrzehnten schüttle ich inzwischen den Kopf, wenn ich in Serien oder Filmen junge Frauen sehe, die sich auf ein "heißes Date" vorbereiten, indem sie sich Körperhaare gewaltsam ausreißen (lassen) und dann unbequeme Kleidung und hochhackige Schuhe anziehen, lästige falsche Wimpern ankleben und künstliche Haarteile installieren.

Dazu kommt noch der ganze Mental Load: Ein Image pflegen, das weder nuttig noch verklemmt ist, immer brav über seine Witze lachen, seinen Geschichten interessiert zuhören, seine Kritik an anderen Frauen merken und für sich selbst umsetzen,...

Jella belügt ihren Partner, ihre Freundinnen und ihre Eltern. Aber vor allem belügt sie sich selbst. Sie übernimmt die Verantwortung für jedes üble Erlebnis, weil sie sich nicht hilf- und wehrlos fühlen will. In dieser von Kapitalismus und Patriarchat geprägten Welt scheint das für viele der einzige Weg zu sein. Nur ist das leider keine langfristige Lösung und irgendwann fliegt ihnen die eigene Psyche um die Ohren.

Das Buch ist sehr direkt und ehrlich geschrieben. Dadurch ist es hautnah an Jella dran. Dafür muss man beim Lesen in einer entsprechend stabilen Verfassung sein. Ich habe es deshalb auch lieber gelesen und nicht als Hörbuch gehört. Beim Lesen kann ich mit den Augen besonders schlimme Stellen überfliegen, während ein Hörbuch mir direkt in den Kopf spricht, wenn ich nicht schnell genug abschalte.

Zwischendurch musste ich immer wieder das hier hören, laut mitgrölen und wild durch die Wohnung tanzen, um mich abzureagieren. So gut ist dieses Buch und ich hoffe, dass es ganz viele Frauen und Männer lesen!

Tipp:
Die ersten 28 Seiten gibt es als kostenlose Leseprobe.
Das Hörbuch ist beim Argon-Verlag erschienen. Dort gibt es eine kostenlose Hörprobe.