Donnerstag, 28. November 2024

Was ist das Problem?

Manche Menschen lehnen Feminismus ab. Sie meinen, es sei doch alles gut, wir wären doch längst gleichberechtigt, wir dürfen wählen und ein eigenes Bankkonto haben, was also wollen wir denn noch, jetzt ist doch mal langsam gut. Ich lese immer wieder, dass Frauen sogar mehr dürften als Männer und schließlich überall eingeladen werden und dass sie Männer ausnutzen und sogar unterdrücken. Und überhaupt ist doch alles gut, wenn der Mann in der Beziehung mehr Geld hat und stärker ist und dadurch die Frau versorgen und beschützen kann.

Ich könnte jetzt hier auf jeden einzelnen Punkt eingehen, aber das würde eh keiner lesen.

Der wichtigste Punkt ist doch: Wir wollen alle mehr oder weniger dasselbe, wie schon Farin Urlaub singt. Wir wollen einen sicheren Schlafplatz, genug zu essen und zu trinken haben und geliebt werden. Wenn wir Kinder haben, wollen wir, dass es ihnen gut geht. Wenn nun aber Frauen von ihren Männern abhängig sind, weil sie allein die Miete nicht bezahlen können, dann haben die Männer Macht und Geld, die Frauen aber nicht. Das kann man unwichtig finden. Wenn aber die Männer nun an der Liebe ihrer Frauen zweifeln, weil diese "nur des Geldes wegen" bei ihnen bleiben, dann führt das zu Misstrauen oder sogar zu Verachtung. Daran stirbt die Liebe. Und wenn Frauen es wagen, diese Männer zu verlassen, fühlen diese sich verraten und betrogen. Das kann zu Gewalt führen. Die Femizide haben krass zugenommen. Galt früher der Spruch: "Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann seine Partnerin oder Expartnerin zu töten. Jeden dritten Tag gelingt es ihm", so sind wir inzwischen bei: "Jeden Tag gelingt es einem." 

Solange Männer versuchen, durch Geld und Macht Frauen zu beherrschen, wird es diese Gewalt geben. Und diese Männer werden nicht geliebt werden. Niemand profitiert von diesem Modell. Es könnte so einfach sein: Liebe gibt es nicht für Geld, Liebe kann man nicht mit Gewalt erzwingen. Egal wie gut die Frau ihnen etwas vormacht, diese Männer wissen es doch unterbewusst.

Die Lösung? Das liegt doch auf der Hand. Wer Liebe will, muss nett sein. Könnt Ihr Euch vorstellen, dass Donald Trump, Elon Musk, Dieter Bohlen oder Friedrich Merz von irgendjemandem wirklich geliebt werden? Also ich nicht. Egal wie viel Geld und Macht sie anhäufen, es wird ihnen keine echte Liebe bringen. Sie wollen unbedingt das Patriarchat erhalten, weil sie wissen, dass sie sonst allein wären. Sie begreifen nur nicht, wie einsam sie jetzt schon sind. Nur so kann man logisch erklären, dass z.B. Friedrich Merz das Kindergeld NICHT erhöhen will, FÜR die Kriminalisierung von Abtreibungen, aber GEGEN die Kriminalisierung der Vergewaltigung in der Ehe ist.

Aber Euch fällt bestimmt irgendein freundlicher, liebenswerter (!) Mann ein, der weder viel Geld noch Macht besitzt. Vielleicht ist das Euer Opa oder ein Nachbar oder der Postbote. Diese Männer sind der Beweis dafür, dass auch Männer das Patriarchat nicht brauchen.

Und deshalb brauchen wir den Feminismus. Frauen müssen - auch mit Kindern - in der Lage sein, ohne Mann gut zu leben, ohne ständige Existenzangst. Damit die Entscheidung, mit einem Mann zu leben, aus Liebe getroffen werden kann. Männer stünden dann auch nicht unter diesem riesigen Druck, viel Geld zu verdienen, um Frauen zu beeindrucken. Alle könnten entspannter leben. Also ich stelle mir das wunderschön vor.

(Ich schreibe hier aus einer traditionellen cis-hetero Perspektive. Alles andere ist den Patriarchen schließlich ein Dorn im Auge, weil es ihre Macht schwächt. Natürlich würden auch alle, die nicht cis-hetero sind, vom Ende des Patriarchats profitieren.)

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