Mittwoch, 17. April 2024

Gelesen: "Die Autistinnen" von Clara Törnvall

 




Autorin: Clara Törnvall
Titel: Die Autostinnen
Übersetzerin: Hanna Granz
Verlag: Hanser
Erscheinungsdatum: 29.01.2024
240 Seiten

Hardcover
Preis: 24,00 € (D), 24,70 € (AT)
ISBN 978-3-446-27960-5

eBook
ISBN 978-3-446-28044-1
Preis: 17,99 € (D), 17,99 € (AT)


Klappentext:
Clara Törnvalls Essay über Autismus bei Frauen ist ein eindringliches, persönliches Buch über die Gefahr von Fehldiagnosen bei Frauen in Medizin und Psychiatrie.
„Ich habe Probleme mit Blickkontakt. Ich kann weder Mimik deuten noch zwischen den Zeilen lesen. Da ist eine permanente Angst und lähmende Müdigkeit.“ Clara Törnvall wusste schon immer, dass etwas mit ihr nicht stimmt, doch erst mit 42 Jahren erhält sie die Diagnose. Sie ist Autistin? Sind das nicht eher sozial inkompatible Männer mit Inselbegabung? In „Die Autistinnen“ erkundet sie, warum es insbesondere bei Frauen oft zu Fehldiagnosen kommt und wer wirklich hinter der mythisch aufgeladenen Figur der Autistin steht. Dabei stößt sie unverhofft auf eigene Idole wie Beatrix Potter, Greta Thunberg und Virginia Woolf. Ein eindringlicher, überraschender und persönlicher Text, der unsere Auffassung von Normalität infrage stellt.

Meine Meinung:
In den meisten Texten über Autismus ist die Rede davon, dass es eine "tiefgreifende Störung" oder eine "geistige Behinderung" sei. Wenn ich mir aber den Umgang unserer Gesellschaft mit Minderheiten ansehe, dann finde ich eher die Mehrheit gestört. Wer anderen nicht in die Augen sehen mag, wer gern Spielzeugautos immer wieder in einer Reihe aufstellt, statt damit anderen Kindern über die Hände zu brettern, wer Menschenmassen auf der Kirmes, dem Weihnachtsmarkt oder im Einkaufszentrum unerträglich findet, der ist natürlich das Problem. Mobbing hingegen, Ausgrenzung und Abwertung sind hingegen völlig normal und okay oder was??? Autisten tun doch niemandem was.
Und wer hätte es geahnt? Nicht nur beim Herzinfarkt, bei der Dosierung von Medikamenten usw., auch beim Autismus gibt es einen riesengroßen Gender Data Gap in der Medizin! Autismus wird bei Mädchen und Frauen oft nicht erkannt, weil die Tests für männliche Personen entwickelt wurden. "Du hast keine vollständige Sammlung aller Matchboxautos der 70er Jahre? Du bist kein Ass in Mathe? Dann kannst du nicht autistisch sein..."
Dazu kommt, dass Mädchen und Frauen durch die Gesellschaft gezwungen sind, sich ständig zu verstellen, z.B. zu lächeln. Sie maskieren also von klein auf ihr Verhalten und stellen das gar nicht selbst infrage, weil das doch alle Mädchen machen.
Und als wäre das nicht schon schlimm genug, gibt es auch hier den Mathilda-Effekt. Die Arbeiten von Frauen in der Forschung auf diesem Gebiet wurden systematisch ignoriert und verleugnet. So hat z.B. der bekannte Herr Asperger nicht nur die Ermordung behinderter Kinder in der Nazizeit befürwortet und war an der Auswahl dieser Kinder beteiligt. Er hat auch von der jüdisch-russischen Wissenschaftlerin Grunja Jefimowna Sucharewa abgeschrieben und ihre Erkenntnisse als seine eigenen präsentiert. Eigentlich müsste das Asperger-Syndrom korrekt Sucharewa-Syndrom heißen!
Ich bin jetzt wütend, erschüttert und empört! 
Das Patriarchat ist einfach Schrott und gehört endgültig abgewrackt!

Tipps:
Die ersten 32 Seiten gibt es als kostenlose Leseprobe.
Mehr über den Gender Data Gap findet Ihr in diesem Buch.
Und mehr über die Auswirkungen des Gender Data Gap in der Medizin auf die Gesundheit und das Überleben von Frauen findet Ihr in diesem Buch.


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