Mittwoch, 11. September 2019

Gelesen: "Mitarbeiter des Monats" von Fil Tägert



Coverbild freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt



Autor: Fil Tägert
Titel: Mitarbeiter des Monats
Verlag: rororo
Erscheinungstermin: 18.08.2017
304 Seiten
ISBN: 978-3-499-27295-0
Preis: 9,99 € (gebundene Ausgabe oder e-Book)

Klappentext:
Westberlin, graue Insel im grauen DDR-Meer, die achtziger Jahre wollen einfach nicht zu Ende gehen. Nick hat einen schrottigen Job bei einer namhaften Hamburger-Braterei. Daneben spielt er in der Band «Adolf and the Peopels», deren Musik nicht viel besser klingt als ihr Name. Endzeitstimmung ist immer noch ziemlich en vogue, trotzdem muss doch irgendwie ein Sinn im Leben zu finden sein. Kunst? Liebe? Kampfsport? Auf einer Party lernt Nick die traurige Frau mit den zwei Katzen kennen. Jacky ist schön, sehr schön. Und rätselhaft, sehr, sehr rätselhaft. Nick schnallt‘s überhaupt nicht mehr. Dabei hatte er doch vorher schon null Durchblick …

Meine Meinung:
Dieses Buch hab ich meiner Schwester zum Geburtstag geschenkt und mir gleich ausgeliehen. Ich kannte vorher Fil nur vom Hörensagen, aber die Geschichte spielt 1985 in Berlin, daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Fil ging auf dieselbe Schule wie meine älteste Schwester, die auch mit solchen schrägen Gestalten wie denen aus dem Buch befreundet war. Und im Linientreu war ich auch unterwegs, jedoch ein paar Jahre später, aber noch vor seinem Umbau und Imagewechsel (WTF?).
Fil beschreibt das Lebensgefühl der jungen Erwachsenen im West-Berlin der 80er Jahre sehr authentisch und detailgetreu. Es geht dabei teilweise sehr derb zur Sache: Gewalt, Ekel, Sex, Alkohol, Drogen; er lässt fast nichts aus.
Die inneren und äußeren Monologe des Protagonisten kommen mir sehr bekannt vor, aber leider verstehe ich das alles jetzt genauso wenig wie früher. Er stellt aber vieles auch selbst infrage. Die gespielte Gleichgültigkeit, mit der man verbirgt, dass man jemanden mag, sodass die Zuneigung meist auch nicht erwidert wird. Ob nun aus ebenfalls gespielter oder echter Gleichgültigkeit wird man nie erfahren, wenn man sich nicht mal ein Herz fasst und den Mund aufmacht. Daran soll sich ja auch gar nicht viel geändert haben, wie ich aus Rezensionen über das Buch "Gespräche mit Freunden" von Sally Rooney gehört habe. Nur dass man heute per Tinder gleichgültig ist. Früher lehnte man im "Treu" gelangweilt an der Wand, trank sein Bier aus der Flasche und sah gelangweilt an den anderen Leuten vorbei.
Die Szenen in der Burgerbraterei waren mir ebenfalls sehr vertraut, schließlich hab ich da im Studium auch gearbeitet. Allerdings bei der Konkurrenz und ein paar Jahre später. Aber die Beschreibung ist wirklich gut.
Ich empfehle dieses Buch allen, die sich an die 80er Jahre in West-Berlin erinnern oder etwas über das Lebensgefühl von damals erfahren wollen und nicht den Anspruch haben, es zu verstehen.

Tipp:
Die ersten beiden Kapitel gibt es als kostenlose Leseprobe.

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